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Lack - Be There Pulse
(2005 Play/Rec DK)
www.lackattack.dk
www.playrec.dk
Erwachsenenrock
Wenn man jung ist, gehört es wohl einfach dazu, grundlos Lärm zu machen und auf allem rumzuhauen, was sich dazu anbietet: Gitarren, Bässe, Becken und vor allem Nervenstränge. Umso krasser ist es dann, die Verwandlung einer solchen Band beobachten zu können. Und Lack ist eine dieser Bands, die eine sehr positive Entwicklung durchwandert hat. Von der absoluten Trash-Noisecore-Band mit einem 24/7 geistig krepierenden Schreihals als Frontmann stehen da jetzt richtig ernstzunehmende Musiker mit einem ganz neuen Konzept auf der Bühne und im Plattenregal. So ernstzunehmend, daß man sich schon fast wieder wundert, warum sie eigentlich nicht alle mit weißen Anzügen bekleidet sind. Aber da war doch schon mal was... Statt seine Meinung nun verbal in die Gesichter der Hörer zu schleudern, ist man nun gesammelter und hat es sich zur Aufgabe gemacht, funktionierende und wunderschöne Songs zu schreiben.
Klar und deutlich konstruierte Lieder mit einem Anfang, einer Mitte und einem Ende, erkennbaren Refrains und hörbar mehr musikalischem Knowledge als vor vier Jahren präsentieren Lack nun auf ihrem zweiten Album. Melodien mit absolutem Wiedererkennungswert buddeln sich so langsam ins Stammhirn hinein, um sich dort einzunisten und ihre Eier zu legen. Das Cover ist, oh Wunder, knallweiß, geziert von Photoschnipseln und Menschen mit durchgekrickelten Gesichtern. Auch textlich hat sich einiges getan: Und so geht es nicht mehr bloß um die Hinrichtung von Britney Spears und Körper, die in deinen eigenen Händen dahinschwinden, sondern um das bi-sexuelle Dasein des Sängers und welche Probleme es mit sich bringt und darum, daß es doch eigentlich völlig egal sei, wen man liebt, solange man liebt. Der Text zu "Ritornello" hat in einigen deutschen Internetforen wilde Diskussionen entfacht, in denen er als antisemitisch dargestellt wurde. Eine deutsche Postcore-Band hatte aus diesem Grund sogar damals einen gemeinsamen Gig mit den Dänen abgesagt. Doch ein Gespräch mit Sänger Thomas hat letztendlich geklärt, daß es sich hierbei um ein Missverständnis handelte.
Sänger Thomas hat in Sachen Stimme und Ausdruck ebenfalls einige Dinge verändert. Zuerst einmal kreischt er lang nicht mehr so (was zu dem neuen Sound auch nicht richtig passen würde) und des weiteren hat er in Wahrheit eine wirklich schöne Stimme und davor, diese in ihrer ganzen Pracht und Blüte zu zeigen, drückt er sich nun auch endlich nicht mehr. Ähnlich wie bei Steve Snere (These Arms Are Snakes) oder wahrscheinlich eher allgemein typisch für Postcore wird nun mehr gerufen und gesprochen, was dem melodiösen Anteil auf diesem Album aber keinerlei Abbruch tut. Und der eine oder andere ungerne Vergleich zu Seven Feet Four oder gar zu At-The-Drive-In ergibt sich nach längerem Hinhören auch irgendwann. Aber wir hassen ja Vergleiche.
"Be There Pulse" ist das beste und vollkommenste Konzept-Album, was ich seit langem gehört habe!
Tracklist
1. Marathon Man
2. 5 o'clock In The Morning *
3. Primo Levi *
4. Deserters *
5. New American Centrury.org *
6. Soot, Smoke And Ash
7. Disburden
8. Simonix *
9. Ritornello *
10. The Gay Revolutions
* Anspieltips
Bewertung:
Fabian Fascher
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