Seidenmatt - If You Use This Software Often - Buy It!

(2005 Sinnbus D)
www.seidenmatt.de
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Musik für den Embryo.

Es hat sich einiges geändert bei Seidenmatt. Anstatt wie viele andere junge Bands dem ersten Album hinterher zu schwelgen und sich nur zaghaft oder gar nicht weiterentwickeln zu wollen, gehen Seidenmatt ein paar große Schritte nach vorne und zeigen, daß man aus einer Idee weitaus mehr herausholen kann als nur diese an sich. Und so klingt alles lang nicht mehr ganz so plakativ und eindeutig wie auf "Wasserluft", sondern spielt viel mehr mit sich selbst auf eine sehr geheimnisvolle Weise, ist reifer und verwandelter. Mit vielmehr Sehnsucht und Gefühl werden nun auch Pausen und Stilwechsel zu Höhepunkten und nicht nur bloßes Aufbrausen und lauter werden. Sie halten sich nicht mehr so krampfhaft fest an der Independent-Leiter, sondern rutschen ein paar Sprossen nach oben, indem sie vielschichtiger geworden sind und musikalisch mehr durch-/zulassen. So findet man nun auch elektronische Einflüsse, Experimente mit dem Drumcomputer und anderen elektronischen Klanggebern und ist auf einmal gar nicht mehr so Independent, wie man es noch vor ein paar Jahren vorgab zu sein. Man könnte sogar meinen, sie hätten seit dem Erstling soundmäßig einiges von Appleseed Cast gelernt, für die sie damals als Support fungierten. Sie könnten nun gut und gerne auch ein Duett mit ihnen singen, es würde sicher eine exzellente Zusammenarbeit ergeben.
Die sogenannte Regel "Ohne ein Sterbenswörtchen" gilt hier ebenfalls nicht mehr so streng wie auf dem Vorgängerwerk. Und so passiert es, daß man plötzlich ungewohnterweise lauter Gemurmel (u.a. auf japanisch), stumme Schreie und sogar ein wenig Gesang zwischen den "Zeilen" vernehmen kann. Felix, Sänger der Dresdener Band Polarkreis18, gastiert nämlich im Lied "Bergen" mit einem ausführlichen Gesangsarrangement. Wer diese Band kennt, wird feststellen, daß er sich auf diesem Song mit einer ungewöhnlich männlichen doch immer noch unverkennbar jammernden Stimme fast schon ein bißchen zusammenreißt... Das mit dem Gesang ist es aber trotzdem noch ein Einzelfall, doch die Idee funktioniert gut und ist ein I-Tüpfelchen auf dem Instrumental-I. Das Album als Gesamtwerk ist absolut zeitlos und das Fenster zu einer anderen Welt steht gute 50 Minuten lang sperrangelweit offen - ihr müßt nur noch durchschauen und schwelgen, schwelgen, schwelgen...
Gemeinsamkeiten mit dem alten Album findet man also nur noch wenige. Vielleicht die stetig bleibende, unbekümmerte Handschrift ohne viel Trara und vor allem ohne Worte mehr zu sagen als mit, die liebevoll schwermütige Attitüde ihre Songs zu gestalten und sicherlich auch die Fortsetzung des Liedes "Thu We Notkeks", die hier nur noch liebvoll "Thuwe Pt. 2" genannt wird. Doch sonst ist man schon auf einem ganz anderen Level gelandet - im äußerst positiven Sinne.
Produziert und aufgenommen wurde das Ganze übrigens von Thomas Kastning, dem Sänger und Gitarristen der nicht weniger glorreichen Kate Mosh!

Menschen, die sich gerne mit Tracklisten beschäftigen, haben auch bei diesem Album wieder einiges zu schmunzeln und zu grübeln, nämlich ob das Lied "From Hero To Zero" denn nun tatsächlich eine Persiflage an das hier bewußt nicht genannte Lied von der hier bewußt nicht genannten Dorf-Diva sein soll oder was zur Hölle diese total kranken Namen mit diesen total anonymen, nicht in Worten sprechenden Liedern gemein haben. Aber vielleicht ist es einfach nur so, daß eben jedes Lied einen Namen braucht. Ob es sich da lohnt, tiefer ins Detail zu gehen?... Das wissen vielleicht noch nicht einmal Seidenmatt selbst...

Tracklist
1. From Hero To Zero *
2. Forget About Telefunken *
3. Bergen *
4. Serial Killer
5. Kontinental *
6. Weiß, Blickdicht
7. Tacho
8. Applaus *
9. Extra Pitch Over The Cliff
10. Thuwe Pt. 2 *

* Anspieltips

Bewertung:

Fabian Fascher

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