Mofus - Eightbitrenegade

(2005 A:larm Music DK)
www.mofus.dk

Minimalität und großes Kino.

Mofus. In Deutschland sicher immer noch ein ultrageheimer Geheimtip - zum Verhängnis vieler deutscher Ohren. Aber was hat man doch für ein Glück, wenn man tatsächlich mal über ein Album von ihnen stolpert, wohlmöglich sogar über das aktuelle "Eightbitrenegade", welches in diesem Jahr auf A:larm Music erschienen ist.
Nun, der erste Gedanke der mir beim Hören des neuen Longplayers durch den Kopf schießt, ist "Da ist wohl jemand Vater geworden". Denn wer Mofus erste Werke kennt, dem fällt auf, daß nun alles auf einmal so brav, zart und liebevoll ist. Und während man sich noch fragt, ob denn die Mofus, die sie einmal waren, völlig verschwunden sind, ist es einem dann doch schon wieder fast egal, denn die "neuen" sind ja auch nicht gerade schlecht. Genaugenommen könnte man das Album als Soundtrack zu einem fiktiven Film sehen, der sich erst noch in jedem einzelnen Kopf abspielen muß. Minimalistische Akustikgitarrengeplänkelintros halten sich nicht lange auf und schäumen auf zu einem großen, wuchtigen Klangduell zwischen den verschiedenen Instrumenten. Alles erinnert ein bißchen an die "Schubidu"-70er ("Airport") und dann doch schon wieder an eine wilde Verfolgungsjagd in Captain Future ("Under Dog") oder einer Roadmovie-Szene bei Tarantino ("It's All Good"). Letzteres trifft übrigens vom Sound her am ehesten auf die früheren Sachen von Mofus zu und ist mein persönliches Highlight auf diesem Album. Alles groovt und wippt im Takt, stets wird die Wage zwischen total schnulzig und absolut cool gut balanciert und auch schlicht untermalende Gitarrensolen, die einem einen kalten Schauer über den Rücken jagen, kommen nicht zu kurz. Die Stimme von Anders Bech ist wohltuend weich, niemals auffällig und schreien tut sie auch nicht. Doch hört man die für diese Stimme berühmte Variabilität nicht mehr so wahnsinnig heraus - wahrscheinlich, weil sie einfach nicht mehr existiert.
Ganz egal wie sehr sie sich verändert haben (und sie haben sich verändert), eines kommt nur noch stärker zum Vorschein als damals: Mofus sind musikalische Total-Romantiker, die es aber immer noch nicht verlernt haben spannende und treibende Sounds zu konstruieren. Die Stücke sind klar und geradlinig konzipiert. Für große Improvisation bleibt nicht viel Platz, dafür sind die Stücke zu kurz. Man bekommt schnell das Gefühl, daß diese fünf Dänen ganz genau wissen, was sie da tun, um eine bestimme Wirkung zu erzielen (nämlich eine, die einen denken läßt, es sei doch alles nicht so schlimm, wie es scheint). Aber das kann man ihnen auch gut und gerne zutrauen bei einer fünfjährigen Banderfahrung und drei veröffentlichten Alben.
Witzig ist auch an diesem Album, daß im Booklet zu jedem Bandmitglied ein kleiner, tabellarischer Lebenslauf abgedruckt ist. Somit weiß man auch noch zusätzlich bestens über jeden Kopf der Band Bescheid - wer immer das auch braucht, interessant ist es.

Und während ich mich noch frage, ob denn nun tatsächlich jemand Vater geworden ist, hat schon wieder irgendjemand, ohne daß ich es gemerkt habe, auf Repeat gedrückt und ich bin mir sicher, daß das ein unglaublich glückliches Kind sein muß...

Damit man sich einen Eindruck von der Musik verschaffen kann, stehen übrigens alle drei Alben als Vollversionen auf ihrer Homepage zum Testhören bereit.

Tracklist
1. Luftwaffe
2. The Factory *
3. Tomorrow Knows *
4. Trouble Device
5. VIM
6. Under Dog *
7. Airport *
8. Walking On Our Side
9. It's All Good *
10. Dim The Lights
11. Sad Junkie

* Anspieltips

Bewertung:

Fabian Fascher

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