Mary Timony - Ex Hex

(2005 Lookout Records USA)
www.marytimony.com
www.lookoutrecords.com

"Sind das Helium?..."

Huch! Da findet wohl auf einmal jemand wieder langsam zum alt geliebten "Rock" zurück! Aber wollen wir nicht spekulieren. Lassen wir Fakten und Tatsachen sprechen: Das neue Album von Mary Timony läßt nun endlich nicht mehr länger auf sich warten und kommt ziemlich unerwartet und überraschend aus dem Boden geschossen. Gespannt wie bei einem alten Schwarz/Weiß-Krimi lege ich die CD in den Spieler und sofort überfährt mich ein großes Aufgebot an treibend marschierenden Bassdrumhieben. Verzerrte E-Gitarrengeschwader drücken sich durch die dicke Sommerluft und Mary bleibt dabei stimmlich sanft wie jeher. Wieder werden Geschichten erzählt, verpackt in feinster Poesie. Da wird vom "Garden Of Love" gesungen, von Piraten, Huren und einem Doktor, vom Gras auf dem Jesus liegt und - wie könnte es auch anders sein - von Tauben. Wieder ist der Stil sehr maßgebend, typisch und einprägend und ganz leicht riecht die Luft nach Patchouli, Räucherstäbchen und der Blütezeit der 90er. Das einzige, was sich verändert hat, ist die Energie und der Anteil an Rock und Verzerrungen (der ja auf den beiden Vorgängern eher nicht so stark vertreten war). Plötzlich sind da, wo vorher nur liebliche Klaviaturen ertönten, endlich auch mal wieder nörgelnde E-Gitarren und das altgeliebte Hippie-Gedusel zu hören. Songs wie beispielsweise "Hard Times Are Hard!" oder "9x3" erweisen sich als noch nie dagewesene Pumpbeats, die, würde Mary’s Stimme sie nicht bändigen und aufhalten, fast schon in Richtung Grunge abrutschen. "W.O.W.", "Moon" und "Harmony" wiederum tragen eine sehr deutliche, unverkennbare Helium-Handschrift und strecken sich wie zäher Kaugummi im Ohr entlang. Und wer geduldig bis zur letzten Sekunde durchhält, wird mit einer ziemlich schelmischen Soundüberraschung konfrontiert. Wer weiß, vielleicht ist das ja eine Hommage an den aktuellen Ringtone-Wahn...
Mary zeigt: Es geht noch lauter und noch aufgekratzter. Das Gesamtwerk wirkt recht reserviert und familiär. Als platze man da gerade in eine heimliche Session hinein, in einem kleinen Wohnzimmer mit Raufasertapeten auf einem Perserteppich, in dem sich - ich wage es kaum zu sagen - die Geister von Helium für einen Tag wiedervereint haben.

Dieses Album rockt und denkt gleichzeitig. Für einseitig Veranlagte ist es also wohl entweder zu laut oder zu intellektuell. Macht aber nichts. Denn wahre Helium-Fans werden auch dieses Album mögen, ach was sage ich, lieben!

Ungewöhnlich einfachere Arrangements, die eine gewisse Unruhe und Ratlosigkeit nicht ganz verbergen können.

Tracklist
1. On The Floor
2. Friend To JC
3. Silence
4. In The Grass
5. Return To Pirates
6. Hard Times Are Hard!
7. 9x3
8. W.O.W.
9. Moon
10. Harmony
11. Backwards/Forwards

Bewertung:

Fabian Fascher

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