Interpol - Antics

(2004 Matador Records USA)
www.interpolnyc.com
www.matadorrecords.com

Interpol light.

Interpol ist eine von diesen Bands, die leise gedreht eine unheimlich beruhigende und auf voller Lautstärke eine sehr aufreibende, tanzbare Wirkung ausströmt. Mit ihrem zweiten Album "Antics" landen sie musikalisch gesehen sicher nicht so ein unikates Werk wie mit ihrem Vorgänger "Turn On The Bright Lights", doch auch dieses Album hat seine Reize. Viel bestimmter, glattflächiger und lang nicht mehr so innovativ wie vor zwei Jahren spielen Carlos D. und seine Kollegen ihre Stücke herunter. Seine sanfte, niemals brüllende Baritonstimme trägt die mal treibenderen, mal lieblichen Melodien der "Smiths des 21. Jahrhunderts" über alle 10 Stücke hinüber und säuselt von Rosemarie, Cities und man möchte die ganze Zeit glauben, man fühle sich geborgen - und ein bißchen traurig. Aber auch stimmlich traut sich der wehrte Carlos mit einer stetig erhabenen und über alles stehenden Stimme leider nicht mehr soviel wie in alten Zeiten. Sehr zügig und ungewöhnlicherweise ohne Interludes versucht man ein kompaktes Werk zu schaffen und es mit dem unkonventionellen Artwork doppelt abzurunden. Von außen betrachtet sieht alles nach langweiliger stumpfsinniger Musik aus und die Tracklist ist mit fetten, wenig ideereichen Lettern auf die Rückseite geklatscht. Blättert man dann das Sleevenote durch, erwarten einen einige nette Bilder von Silhouetten, Glühbirnen und Rauchmeldern. Im Gegenzug zum alten Album gibt es erstaunlich wenige herzergreifende oder dramatische Stücke. Alles läuft ein bißchen (zu sehr) by the way und glänzt eher durch vereinzelte Emotionsausschläge und nicht durch komplette Herzensbrechersongs. Auch aggressive Sounds, wie es einst der treibende Song "Roland" transportierte, entfallen und werden verdrängt mit einer optimistischen Welle an Sterilität. Erst ganz zum Ende hin schließt sich alles mit der tief melancholischen Ballade "A Time To Be So Small", bei welcher bestimmt dem einen oder anderen eine (geistige) Träne herunterkullern wird.

Wie man es auch sieht - Interpol bleiben wie ihre Namensvetter geheimnisvoll präsent im Hintergrund und klären die Fronten (der Musik) mit optimistisch tristen Melodien und einer Stimme, bei der man schneller zu träumen beginnt, als einem lieb ist.

Einfache, gitarren- und basskonzentrierte Songs, die ihre Wirkung niemals verfehlen.

Keine Überlänge. Keine bösen Worte. Kein Hidden-Track. Ein braves Album. Gaaanz brav. Das tut nichts!

Tracklist
1. Next Time
2. Evil *
3. Narc
4. Take You On A Cruise *
5. Slow Hands
6. Not Even Jail
7. Public Pervert
8. C'mere *
9. Length Of Love
10. A Time To Be So Small *

* Anspieltips

Bewertung:

Fabian Fascher

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