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Düreforsög - Engine Machine
(2002 Kool Arrow Records USA)
www.dureforsog.com
www.koolarrow.com
Nö-Wave.
Die Musikindustrie ist schon sehr unfair, was die Musik betrifft. Da werden Künstler jahrelang hoch in den Himmel gelobt, die es noch nicht einmal ansatzweise verdient haben, "Künstler" genannt zu werden. Plattenbosse betreiben "Inszest" und kaufen ihren eigenen Mist wieder ein, um unberechtigterweise bessere Erträge zu erzielen, und auf The Dome steht immer noch keine Todesstrafe. Und zwischen all diesem ganzen unsinnigen Spektakel, welches nicht mehr der Musik, sondern der Wirtschaft dient, verschwinden dann Bands wie Düreforsög in den ellenlangen "2,50€-ohne Reinhören"-Regalen ,werden nie wieder gesehen.
Düreforsög. Das heißt auf deutsch schlicht und ergreifend "Tierversuch" und kein anderer Name würde besser zu diesen vier verrückten Dänen passen. Seit nunmehr 11 Jahren gibt es sie und bereits mit pickeligen 14 brachten sie ihr erstes Demo-Tape heraus (welches man sich neben vielen anderen Soundkostproben kostenlos auf ihrer Website herunterladen kann). Nicht wie jede andere Untergrund-Band hatten sie das Glück 1997 beim Roskilde-Festival als Opener zu fungieren und u.a. als Faith No More-Support-Act auf der "The Album Of The Year"-Tour zu spielen. So kommt es nun auch, daß Ex-Faith-Bassist Billy Gould diese Wunderband auf seinem Label Kool Arrorw-Records gesi(chert)gnt hat und es sich auch nicht nehmen lässt, auf "Engine Machine" basstechnisch selbst Hand anzulegen (haben die vier Dänen doch keinen eigenen Bassisten...). Leider hat auch der Support durch Mr. Gould nicht viel am Bekanntheitsgrad von Düreforsög geändert und das ist höchst bedauerlich und sollte sich schleunigst ändern.
Authentisch bis zum Umfallen und so vielseitig, wie es zehn verschiedene Bands zusammen noch nicht einmal sein könnten. Egal was für eine Stilrichtung sie auf diesem Album auch anstreben, man glaubt sie ihnen blind aufs Wort und fragt gar nicht weiter nach. Denn entweder reißt es einen zu Songs wie "Trafix" oder "A Racesong" mit oder man bleibt einen Tag lang unter der Decke oder auf einer Düne an der Nordsee und hört sich "All I Have In My Pocket", "Get On Land" und "Interlüde" auf Repeat an. Wer sich erst gestern wieder gefragt hat, warum er eigentlich noch leben solle, holt sich am besten schnell Bestätigung in dieser Frage mit den "Psycho-Death-Metal-Noise-Geisterbahn"-Klangexperimenten "Kitchen Device" und dem Doppeltrack "Rundetaarn, Kbh. ~ Bethnal Green", die er damit hundertfach mehr bekommt als von allen Marilyn Manson-Songs zusammen...
Ein sehr schönes, zum Ganzen dazugehörendes, verstecktes Lied gibt es auch, welches hektische Hin- und Herskipper jedoch wahrscheinlich bis an ihr Lebensende nicht entdecken werden. Deswegen nennt man es ja auch ein v e r s t e c k t e s Lied!
Genauso vielseitig wie der Sound ist auch die Stimme von Leadsänger Boriz S., der in einem Lied wie der vermeintliche Pelle Almquist klingen darf, in einem anderen dann mit piepsig hoher Stimme einen wahren Psycho-Terror auf Gehör und -hirn ausübt. Aber auch flüstern und düster in die schwarze Leere des Grölens abdriften kann er. Ja, der Boriz ist ein wahres stimmliches Multitalent und man könnte ihn dafür drücken!
Ich bin mir ziemlich sicher, daß, wenn Tarantino diese Band gekannt hätte, er bestimmt viele seiner Filme mit ihrer Musik ausgeschmückt hätte. Ganz sicher.
Diese Band hat es einfach nicht verdient so unbekannt zu bleiben. Also ändert etwas daran!
Tracklist
1. Traffix *
2. All I Have In My Pocket *
3. A Racetrack
4. Nothing At All
5. Interlüde
6. Engine Machine
7. Get On Land *
8. Up Tide *
9. Kitchen Device
10./11. Rundetaarn, Kbh. ~ Bethnal Green
* Anspieltips
Bewertung:
(Zum ersten Mal bedauere ich, daß wir nur 5 Sterne haben...)
Fabian Fascher
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