festivalwelt.de / Reviews
Sleater–Kinney - One Beat
(2002 Kill Rock Stars USA)
www.sleater-kinney.com
www.killrockstars.com
Wenn jemand bei Kill Rock Stars eine Platte veröffentlicht, rechnet man ja eigentlich mit dem Schmutzigsten, No-Wavigsten und Besten, was die Untergrundszene so zu bieten hat, wenn dieser jemand dann zusätzlich noch Sleater-Kinney heißt, schlagen die Herzen natürlich noch eine Stufe höher und man erwartet ein interessantes, nach gewohnter Art dreckiges Album - doch diesmal ist es nur falscher Alarm gewesen. Sleater-Kinney sind mutiert zu einem größenwahnsinnig klingenden Frauenbandlein, dem der Pfiff fehlt und denen man auf einmal nur noch wohlwollend zuhört...
Seit nun mehr drei Jahren hörten wir nichts mehr von dem fabelhaften Frauen-Trio Sleater-Kinney von der amerikanischen Westküste, die schon seit vielen Jahren für einen einzigartigen, abwechslungsreichen und doch sehr gradlinigen Sound sorgen. Das aktuelle Album von ihnen, was schlicht und ergreifend "One Beat" getauft wurde, tanzt zugegebenerweise ein wenig aus der Reihe. Man wechselte vom Indie-Label Matador-Records (Helium, Mary Timony, Seachange) zum No-Wave- und Trash Pop-Label Kill Rock Stars (Deerhoof, The Decemberists, Gravy Train!) und versuchte dort so authentisch wie möglich zu wirken. Das Cover soll wohl moderne Kunst beschreiben und sieht irgendwie aus, als ob ein Kondom durch Blut gezogen wird - in Ölfarben wohl bemerkt. Auf den Bildern im Sleevenote sieht man drei alternde Sleater-Kinneys, die sich erstaunlich lange erstaunlich gut halten. Sie präsentieren auf 15 Seiten stolz Texte und Photos und das Artwork könnte auch von einer Masha-Platte sein. Das Frauenrock-Klischee wird brav eingehalten und ist drollig wie immer.
Was die Musik angeht, so hört man immer noch Sleater-Kinney. Man hört immer noch die penetrante, quakend hohe Schreistimme Carry Brownsteins und die zarte, zurückhaltende und leicht schiefe Zweitbesetzung Corin Tuckers. Man spielt immer noch den kurzen, bissigen Gitarrensound und das Zusammenspiel der Drei ist hervorragend wie je her, doch irgendetwas ist anders, irgendetwas nervt. Vielleicht ist es das, was man als Back To The Roots bezeichnet und was auf dieser Platte eindeutig nicht funktioniert. Sleater-Kinney werden nun langsam alt und leider auch ein wenig angepaßt. Fast jeder Song ist brav und ohne jeglichen Reiz. Zu keinem Song möchte ich tanzen oder mitnicken und man traut sich nicht mehr, was einen einmal ausgemacht hat. Schade. Müssen wir nun Angst haben, daß Sleater-Kinney im eigentlichen Sinne gestorben sind und dies ihr letztes Album war? Oder müssen wir uns vielleicht vielmehr vor einem möglichen neuen Album fürchten? Angst haben, daß sie doch irgendwann ein neues Album veröffentlichen?! Man wird sehen.
Kein Album für Sleater-Kinney-Fans.
Tracklist
1. One Beat
2. Far Away
3. Oh!
4. The Remainder
5. Light-Rail Coyote
6. Step Aside
7. Combat Rock
8. Prisstina
9. Funeral Song
10. Hollywood Ending
11. Sympathy
Bewertung:
Fabian Fascher
* Kommentare lesen/verfassen *
* E-Mail an den Autor * Plattenkritik schreiben * Alle Reviews *
A |
B |
C |
D |
E |
F |
G |
H |
I
J |
K |
L |
M |
N |
O |
P |
Q |
R
S |
T |
U |
V |
W |
X |
Y |
Z
|