Zeraphine - Die Macht In Dir

(2004 Drakkar Records D)
www.zeraphine.de
www.drakkar.de

"Schreck lass nach! Zeraphine haben eine neue Single!" dachte ich mir, als mir der sehr enttäuschend eintönige Videoclip auf einem der verhassten Musiksender über den Weg lief (die man eigentlich galant in Jamba und Jamba2 umtaufen könnte! Na gut, das wären dann aber schon fünf Buchstaben. Also zu schwer zu merken für's Zielpublikum...).
Als ich die Single in der Hand halte, weiß ich schon beim Anblick des Covers, daß mich ein weniger schöner Tag erwarten wird... Mir liegen immer noch die Songs von "Kalte Sonne" in den Ohren und das ist wahrlich kein Segen. Der neuste "Geniestreich" meiner geliebten Pseudo-Melancholisten wandert zaghaft in den Spieler und ich drücke mit zitternden Händen auf die Play-Taste. Ein sich stimmlich und textlich kaum weiterentwickelter Sven Friedrich jammert nach 8 Takten sofort los: "Das Schweigen unerträglich laut, ein leeres Bild von dir belebt kein Bild in mir..." Alles klar! Wisst ihr, ich habe ein Problem mit Zeraphine: Ich kann ihnen einfach nicht glauben, was sie singen. Sie könnten auch ein Lied über einen Apfelbaum machen, ich würde es ihnen nicht glauben. Ich weiß auch nicht genau, woran das liegen mag, doch ist es wahrscheinlich der fehlende Enthusiasmus und die noch stärker fehlende Authentizität. Es mag sein, daß von anderen Hörern dies nicht bemängelt wird, doch ich kann in keinem der Lieder den bestimmten, alles entzündenden Funken finden.
Die Nummer Zwei, "Kaltes Herz", ist bei genauerem Hinhören gar nicht mal schlecht, bei noch genauerem Hinhören möchte ich es dann aber doch lieber von Heppner gesungen haben.
Das dritte Lied im Bunde ist eine englische Ballade und klingt irgendwie nach Zelda. Ein netter, unauffälliger Song, der nicht umsonst an dritter Stelle folgt, jedoch genauso gut an erster Stelle hätte stehen können. Zu guter letzt kommt dann noch einmal eine Zugabe des Ohrenbluters: "Die Macht In Dir" im Club Remix. Am Anfang erinnert er mich stark an diesen billigen Industrial-Sampler, den man mir einmal schenkte, doch mindestens als der Gesang einsetzt, mutiert alles zu einem noch kitschigeren Dance Remix, der auch aus der Hand von H.P. Baxxter stammen könnte.
Leider macht der schöne Sven nie etwas aus seiner Stimme. Sie klingt stets gesammelt, ruhig und sachlich und einfach langweilig, nie aber schreiend, grölend, schief, leidend, euphorisch oder ganz einfach herzergreifend. Alles das, was ich an Stimmen so mag, ist nicht vorhanden und ich bin mir ziemlich sicher, er könnte das alles, wenn er sich doch bloß mal traute.
Ich würde mir (und den Fans) wieder einmal ein englisches Projekt à la Dreadful Shadows (Svens ehemalige Band) wünschen. Denn wir wissen ja: Im Englischen klingt alles gut.

Fazit: Zeraphine macht den "deutschen Gothic" in all seiner Peinlichkeit zusammen mit Wolfsheim und Blutengel kaufhaus- und tanzbarfähig, und ob sie darauf stolz sein dürfen, liegt wohl letztendlich im Auge des Betrachters. (Wäre ich allerdings ein kleines, verwöhntes Neubausiedlungs-Kiddie, würde ich es wahrscheinlich kaufen, ja.)

Geeignet für Kinder zwischen 10 und 13.

Bewertung:

Fabian Fascher

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