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Über dem Pub
Ein Abstecher ins Londoner Nachtleben ist immer eine Reise wert. Gibt es doch zahlreiche kleine Clubs, die mit einem exzellenten Programm noch unbekannter Bands aufwarten können, deren Stern gerade im Begriff ist aufzugehen. Klar, will doch jede Band ihre Musik in London beweisen. Allerdings ist es bei so exklusiven Auftritten unbedingt von Nöten, sich rechtzeitig mit den raren Tickets zu versorgen, da ohne diese vor Ort regelmäßig nur noch ein Sold Out Zettel bewundert werden kann.
So führt an diesem Abend kein Weg an den experimentellen Rockern Xiu Xiu aus dem sonnigen Kalifornien vorbei, die im gemütlichen Club The Luminaire auftreten. Auch wenn die britische Insel im Februar eher regnerisch aufwartet und der Schirm nie im Handgepäck fehlen darf, hat der Wettergott an diesem Tag ein einsehen und verschont die lange Schlange vor dem Eingang mit seinem Zorn. So gelangen alle geduldig Anstehenden schließlich trockenen Fußes ins Innere.
Es handelt sich hierbei um einen gemütlichen Bühnenraum für streng limitierte 300 Zuschauer, der sich über einem alten original englischen Pub befindet. Hier in Kilburn im Nordwesten Londons ist es zwar weniger schick als in der hemdsärmligen City, aber in dieser lange vergessenen Ecke um die gleichnahmige S-Bahn-Station entlang der Kilburn High Road hat sich ein spannendes Ausgehviertel etabliert mit zahlreichen kleinen Bars und Clubs, die oft mit Liveauftritten die Kundschaft zu locken weiß.
Pünktlich um 22 Uhr betritt die Band die enge Bühne und legen ohne Ansage gleich los mit ihrem überirdischen Sound. Der Stil gleicht einem avantgardistischen Mix aus kreischenden Gitarren und verzerrtem Gesang, der die Ohren in begeistertes Staunen versetzt. Besonders die Hits der Band wie Gray Death und Choclate Makes You Happy versetzten das Publikum in Jubelstürme, während allzu ungewöhnlich schräg-wilde Sounds bei Dear God, I Hate Myself oder I Luv The Valley OH! eher erstauntes Starren hervorruft.
Pünktlich um halb 12 endet das denkwürdige Konzert und hinterlässt einen verwirrend wohligen Eindruck bei dem eilig der letzte S- und U-Bahn zustrebenden Publikum.
Stefan Kuper
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