Punk Meets Ska Festival im Kato

"Punk Meets Ska" so der Name des Festivals am Samstag, den 13. 11. 2004 im Kato in Berlin-Kreuzberg. Gespannt auf die Bands, das Lokal und auf das Publikum machte ich mich also auf die lange Reise ans andere "Ende" der Stadt. Schon am Eingang nett empfangen, drehte ich zuerst einmal eine Runde durchs Lokal und bemerkte, dass ich mit meinem Erscheinen den Altersdurchschnitt des Publikums deutlich erhöht hatte. Ich dachte an meine eigenen Anfänge und beobachtete total nostalgisch die "heutige Jugend". Im Laufe des Abends kamen dann aber immer mehr Leute meiner Altersklasse und älter ins Lokal, sodass sich sowohl Alters-, als auch Kleidungsbedingt ein sehr vielseitiges und buntes Bild ergab.

Indigo

Als erste Band bei einem Festival aufzutreten ist ja immer eine eher undankbare Aufgabe, die hier die vier Jungs von Indigo übernehmen mussten. Das Publikum, am Anfang eines Konzertes ja immer etwas zurückhaltender, ließ sich nur langsam auf die Musik der Band ein. Schließlich wurde dann aber doch gepogt, was nicht zuletzt an der überschüssigen Energie des jungen Publikums lag. Die Band, die an diesem Abend ein paar ihrer soliden Punkrocklieder zum Besten gaben, ließ es sich auch nicht nehmen, - nach eigener Aussage einen Ausflug - in den Bereich Pop zu machen und das Lied "Basket Case" von Green Day zu covern. Der Auftritt von Indigo war ein ziemlich kurzer und ist auch wegen des unaufgewärmten Zustand des Publikums nicht als spektakulär zu beschreiben. Die Musik des Quartetts ist/war aber durchaus hörbar.

D-Sailors

Die zweite Band D-Sailors fand dann eine etwas aufgewärmteres Hörerschaft vor, die nun auch bis zur Bühne vorgerückt war. Der Sänger bemühte sich gleich am Anfang das Publikum mit seinen Ansagen anzuheizen, was ihm im Laufe des Konzerts immer mehr gelang. Die vier Jungs von der deutschen Westcoast, wo immer die auch liegen mag, boten mit einer klassischen Instrumentierung mit Schlagzeug, Gitarren, Gesang und Bass das Bild einer "normalen" Punkrockband. Bald stellte sich dann aber heraus, dass der von der Band selbst als Melodic-Punkrock bezeichnete Musikstil durchaus deutliche Ska und Reggae Elemente enthält. Der Sänger zauberte nämlich ein Saxophon hervor, das bei dem Lied "The Devil Stole My Saxophone" zum ersten Mal an diesem Abend zum Einsatz kam und danach unverzichtbar wurde.

Delikat

Die dritte Band hieß an diesem Abend Delikat und erfreute das Publikum mit ihrem selbstbetitelten "Weltraumskapunk". Ausgerüstet sowohl mit "klassischer" Punk Instrumentierung, als auch mit Trompete und Posaune brachten sie das Publikum nun wirklich zum Ausflippen. Leute wurden hochgehoben - zum Stagediven war die Bühne zu niedrig - und Überkopf im Publikum herumgereicht. Besonders eingängig war das Lied "I Won’t Cry” und man sah es den Gesichtern der Leute im Publikum an, dass dieses Lied bei jedem persönliche Assoziationen hervorrief.

Drei Flaschen

Als vierte Band gaben sich die drei Flaschen aus Berlin die Ehre. Mit Liedern, die vom Hardcore geprägt sind, und mit Aufforderung zum "Circle Pit" machten diese drei Berliner "Veteranen" Stimmung. Ihre wahre Natur zeigten sie mit dem Lied "Übel, laut und unbegabt". Würde ich diesem Titel widersprechen, würde ich sicher von der Band wegen Rufschädigung angeklagt. Aber nicht nur wegen ihrer "ausgezeichneten" Selbsteinschätzung haben die drei Jungs einen schweren Stein bei mir im Brett. Nein, sie nahmen mich mit auf eine Reise zu meinen eigenen Anfängen, und zwar mit ihrer eigenwilligen Version der Kennmelodie meines absoluten Lieblingshelden "Benjamin Blümchen". Flaschen, ich danke Euch!

Hammerhai

Die vorletzte Band war Hammerhai aus Hannover, die es schaffen so etwas wie Skapunk ohne Bläser aber mit Orgel zu kreieren. Eine eindeutige Einteilung des Musikstils ist bei dieser Band dennoch schwer möglich, da nicht nur Punk und Ska sondern viele andere Musikrichtungen den Sound der Fünf bestimmen. Tatsache ist, dass die Bandmitglieder ihr Handwerk verstehen und auch einiges an Bühnenerfahrung vorzuweisen haben. Lieder wie "alles bleibt schlimmer" zeigen auch deutlich die Weltsicht der Band, deren Gabe es ist, schlechte Zustände optimal zu beschreiben, ohne selbst daran zu zerbrechen. Im Gegenteil, das Grinsen des Hammerhaies scheint kontinuierlich immer breiter zu werden und würde ihm, hätte er Ohren, bald von einem bis zum anderen reichen.

Planlos

Zu schon reichlich vorgerückter Stunde kamen dann schließlich Planlos auf die Bühne, die ihre Show mit dem Lied "Zahl im Kopf" eröffneten. Schon bei diesem ersten Lied sah und hörte man, dass es sich bei den vier Herren um richtige "Bühnensäue" handelt - leider konnte ich dank meiner kurz zuvor abgekratzten Kamera keine "Beweisfotos" schießen. Mit dem Cover des Liedes "Kopfschuss" setzte das Quartett - dessen Showqualitäten man mir jetzt glauben muss, ohne Bilder zu sehen - der Ausnahmeband WIZO ein musikalisches Denkmal. Aber auch Planlos erwiesen sich mit ihren eigenen Songs soundtechnisch ebenfalls als Ausnahmeband und gingen dann trotz Zugabe für mich persönlich schon viel zu früh von der Bühne ab.

Fazit:

Sechs Bands an einem Abend zu sehen, geht schon hart an die Grenzen der Aufnahmefähigkeit. Nichtsdestotrotz wurde das Motto "Punk Meets Ska" erfolgreich umgesetzt und bot für jeden (Punk)Geschmack etwas.

Marlies Staudacher

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