Gute Luft und wenig Schlaf

Seit Jahren leuchtet ein Stern am Festivalhimmel immer glühender, heller und leuchtender - das Passauer Pfingst Open Air scheint sich mittlerweile als das bedeutendste Festival Niederbayerns etabliert zu haben. Statt in der namensgebenden Dreiflüssestadt in der ländlichen Idylle des bayerischen Walds gelegen, wird hier im charmanten Luftkurort Hauzenberg abseits vom Großfestivalkommerz oder weißwurstgetränkten Süddeutschlandklischees drei Tage lang ein äußerst gemütliches Festival gefeiert.

In diesem Jahr standen so einige musikalische Leckerbissen am Programm, neben regionalen und überregionalen Größen brachten auch internationale Bands der Gegenwart und Vergangenheit mit dem gemeinsamen Nenner der Leidenschaft allgegenwärtige Freude, sodass für Musikliebhaber sämtlicher Strömungen etwas Interessantes dabei war.

Der Freitag begründete sich durch - zumindest für uns - Pfingststau (ein Begriff, der wesentlich harmloser klingt als er ist) und durch einen besonders mitreißenden Auftritt von Itchy Poopzkid, gefolgt von Blumentopf, die humorvoll die Bretter beben ließen. Weniger lustig hatte es jedoch das Publikum - statt Sonnenschein strömte der unerbittliche Regen, sodass nur die härtesten der Fans die gesamte Show miterlebten. Der Rest vergnügte sich zwischenzeitlich im Zelt mit dem Titel "Zweitbühne" oder unter den schützenden Dächern der Verkaufsstände und Bars.

Das Zittern vor Nässe, Kälte und Regen beherrschte auch den Samstag, der zwar insgesamt deutlich trockener blieb, aber mit dunklen Regenwolken potentiell Unangenehmes ahnen ließ. Nichtsdestotrotz lenkten exzellente Shows die Masse weg von den Sorgen in Richtung des ausgelassenen Feierns und Musikgenusses. Besonders hervorzuheben waren hierbei die Auftritte von Guadalajara, die mit flottem Ska Punk zum Mittanzen animierten, Soulfly, die allein schon durch die erhabene Anwesenheit Max Cavaleras alle Blicke zur Bühne zogen (manche Menschen bevorzugten es, dabei ihre Gehirne in der staatlich anerkannten ausgezeichneten Luft zu schütteln), sowie der Stereo MCs, die einen würdigen Abschluss für einen tollen Abend boten.

Am Sonntag zeigte sich endlich die Sonne, und mit ihr das lang erwartete Festivalwetter (Wärme, blauer Himmel, ein wenig Schlamm und genügend Gleichgültigkeit diesem gegenüber in Form von zwei bis drei Nächten Schlafentzug am riesigen Campingplatz). Als Headliner sorgten zusätzlich The Whitest Boy Alive sowie die grandiosen La Vela Puerca für Stimmung und Ehrfurcht vor soviel musikalischer Genialität.

An dieser Stelle sei unser - und der von mutmaßlich allen anderen Festivalbesuchern - Dank den großartigen Helfern ausgesprochen, die dieses Festival ermöglicht haben. Für ein paar Biermarken, ein T-Shirt, den Mindestlohn und/oder ein paar kostenlose freie Stunden bei meist guter Musik gaben hunderte aufopferungsbereite Menschen ihr Blut, ihren Schweiß und alles nach der 5. Stunde Schlaf, um dieses Festival so spannend werden zu lassen.

Eva Fischer-Ankern

* Kommentare lesen/verfassen *
* E-Mail an den Autor * Eigenen Bericht schreiben * Zurück zur Auswahl *