Aliens, Popkorn und ein bißchen Jazz
Ein exklusives Interview mit Mofus

Hallo Jungs. In der (deutschen) Presse hört man ja erstaunlich wenig von euch, was sehr schade ist. Vielleicht deshalb ersteinmal zwei, drei langweilige Grundfragen.

Wofür steht der Name Mofus? Irgendein tieferer Sinn?


:::Anders::: Um eine genauso langweilige Antwort zu geben: Es gibt keinen tieferen Sinn hinter dem Wort "Mofus". Es ist einfach ein Wort, das ich oft benutzte, wenn ich Musik gemacht habe, weil ich dachte (und das denke ich immer noch), daß es cool klingt.

Wohl die Todfrage aller Fragen, aber wie ist Mofus entstanden?

:::Anders::: Zuerst hat sich die Band nur in meinem Kopf abgespielt. Als ich zur Hochschule ging, spielte niemand die Musik, die ich mochte. Also stellte ich meine ganz persönliche Super-Band in meinem Kopf zusammen und begann Sachen am PC aufzunehmen. Der PC stellte sich als guter Kamerad heraus und so machte ich meine ersten Aufnahmen ganz allein. Doch als die Zeit kam Live-Konzerte zu spielen, mußte ich meinem treuen Freund Lebewohl sagen – und ich fand die reale, coole Band, die ich immer wollte. Zu dieser Zeit traf ich die vier verbleibenden Mitglieder, die bis heute das "Kerngehäuse" der Band darstellen.

Anders, du hast Mofus ja 1996 mit 16 Jahren gegründet. Euer erstes Album "Trouble On The Moon" kam dann 1999 vier Jahre später heraus. Was geschah in dieser Zeit? Wurde noch oft an der Besetzung gefeilt?
Gibt es auch Aufnahmen aus dieser "Vorzeit"?


:::Anders::: Es ist nicht viel passiert während dieser Jahre, ich habe halt eine Menge Songs geschrieben. Viele Aufnahmen aus diesen Tagen existieren noch, größtenteils sind es Demos – als ich mich mit dem Computer herumgeschlagen habe.

Wie würdet ihr jemandem, der eure Musik nicht kennt, diese beschreiben? Gibt es eine genaue Bezeichnung dafür? Meine persönliche Interpretation wäre ja "Romantical-Neat-Trip Rock"...

:::Søren::: Ich würde es ganz einfach "Love-Music" nennen.

:::Anders::: Aber wir mögen deine Interpretation auch. Die ist gut!

Eure ersten beiden Alben sind sehr trist, experimentierfreudig und öfter in Richtung Trip Hop geeicht. Wie kam der plötzliche Wandel auf "8 Bit Renegade" zum braven, optimistischen 70er Romantik-Sound zustande? Ist irgendjemand von euch Vater geworden?

:::Anders::: Der Wechsel war für uns gar nicht so plötzlich. Wir haben uns einfach stetig weiterentwickelt in der Zeit von "Possible/ Impossible" zu "8 Bit Renegade". Wir alle hatten auf einmal unbegrenzte Studiozeit und die Stücke liefen ganz von allein in Richtung 70er Sound. Es fühlte sich einfach richtig an.
Aber, ja, Morten ist (erneut) Vater geworden.

:::Morten::: Stimmt! Aber ich war immer schon fasziniert von den 70ern.

Wie kamt ihr auf die geniale Idee von jedem Mitglied einen tabellarischen Lebenslauf ins Booklet zu setzen? Die Texte sind ziemlich witzig. Besonders beim Satz zu Jonas "1984: Got first guitar, 1984: Smashed first guitar" mußte ich sehr schmunzeln. Warum kommt gerade das erst im dritten Album?

:::Anders::: Das war die Idee von unserem Freund Claus Due (der auch das Cover gemacht hat). Einfach deshalb hatten wir die Idee nicht vor dem dritten Album.

Bleiben wir bei den Lebensläufen. Wenn man sie näher unter die Lupe nimmt, tun sich einige Schlüsse auf. Ihr alle scheint ein recht interessantes Leben zu führen. Du Anders liebst z.B. Popcorn und das schon seit deinem sechsten Lebensjahr!? Höchst interessant... Süßes oder salziges? Und hältst du es für eine gute Investition, dir eine Popcorn-Maschine anzuschaffen?

:::Anders::: Eigentlich war mit "Popcorn" der Song von 1986 gemeint. Den habe ich damals sehr geliebt. Schöne Klänge. Gut, später wurde ich dann süchtig nach dem Salzigen. Aber ich nehme diese Mikrowellen-Dinger.

Jonas, wie ist es zu deinem Umzug von München nach Dänemark gekommen? Sprichst du auch (noch) Deutsch oder hat sich das im Sande verlaufen?

:::Jonas (originaler Wortlaut)::: Ich glaube nicht das ich Deutch sprechen kann - nur wann ich spreche mit mein Papa kann ich pl?ich (all of a sudden) zer gut Deutch sprechen - er ist Pakistani und ich kann nicht Pakistani sprechen.

Ach und was geschah damals bei deiner "ersten Begegnung mit dem UFO"? War Klebstoff mit elf schon ein Thema?...
Du bist laut der Daten auch ziemlich früh gesellschaftsfeindlich geworden und zwar auch mit elf. Nicht, daß das nicht verständlich wäre, aber was genau ist da passiert? Haben die Aliens da ihre Finger mit im Spiel?


:::Jonas::: Ich war vielleicht 11 oder 12 Jahre alt, als ich eines Abends aus dem Fenster schaute und einen verdammt großen Ball aus starkem Licht erblickte, der über ein paar Gebäuden nahe unseres Hauses schwebte. Ich rief meine Mutter und sie kam und sah es auch und konnte es nicht glauben. Dann riefen wir schnell meine Großmutter an und als ich wieder aus dem Fenster sah, war es weg. Niemand anders (von dem ich weiß) hat es je gesehen.
Die UFO-Begegnung hat nichts mit Klebstoff zu tun. Ich war komplett clean – es war echt.....!!!!!
Aber es ist ein interessanter Gedanke. Vielleicht ist in dieser Nacht etwas mit mir passiert, ich weiß es nicht.

In was für einem Verhältnis stehst du zu Ravi Shankar?

:::Jonas::: Ich traf Ravi Shankar 1998 in Indien. Ich ging bei ihm in die Lehre und lebte ein Jahr lang dort. Danach habe ich ihn nach England begleitet – das war 1999. Ich war ein Teil der Truppe und spielte Tanpura auf einem Konzert. An diesem Punkt mußte ich mich entscheiden, alles andere einzustellen und ein richtiger Schüler zu werden. Ich sollte aufhören Gitarre zu spielen, zu trinken, Partys zu feiern, mit Mädchen wegzugehen usw. Bis jetzt habe ich diese Entscheidung noch nicht getroffen.. Du kannst nämlich nur ein klassischer indischer Musiker werden, wenn du dein ganzes restliches Leben aufgibst. Und für immer als ein Diener der Musik, der Tradition, des Erbes und Gottes lebst.

Ravi Shankar ist der musikalischste lebende Mensch heutzutage und das größte musikalische Genie des zwanzigsten Jahrhunderts. Dieser Meinung bin nicht nur ich.

Morten, du hast laut deiner Beschreibung schon mit fünf Jahren angefangen Schlagzeug zu spielen. Warum so dermaßen früh? Das läßt auf eine hochmusikalische Familie schließen.
Wie kam der Wechsel zum Bass zustande?


:::Morten::: Ja, ich komme aus einer Musikerfamilie. Mein Vater und mein Bruder sind Jazzmusiker. Als ich fünf war hatten wir unser eigenes Free Jazz-Trio.

Das selbe bei dir, Julian. Du hast mit Bass begonnen und sitzt nun am Schlagwerk. Tauschen du und Morten beizeiten auch die Instrumente für bestimmte Stücke/Auftritte oder sind die Rollen da ziemlich festgelegt?

:::Julian::: Ja, ich glaube wir sind da beide ziemlich festgelegt, aber ich muss auch sagen, dass Morten den Bass 1.000.000 mal besser spielt als ich und umgekehrt... Zusammen spielen wir 1.000.000 mal besser als alle anderen, die zusammen Bass und Schlagzeug spielen, und wenn ich Bass und Morten Schlagzeug spielen würde, wären wir um mehr als 1.000.004 mal schlechter, als irgendwelche anderen Typen in dieser Zusammensetzung.

:::Morten::: Wir alle spielen so ziemlich alle Instrumente. Auf "Sad Junkie" hat Anders sich selbst auf den Drums gedoubelt und danach synchronisierte ich sein Spiel nochmal. Drei Drummer spielen da also den coolsten untighten Groove überhaupt.

:::Julian::: Hmmmm…

Außerdem scheinen Autos in deinem Leben eine wichtige Rolle zu spielen. Laut deiner Erzählung hast du mit elf Jahren deinen ersten Wagen gehabt und in zehn Jahren neun Karren zu Schrott gefahren und dann irgendwann mal deinen Führerschein gemacht. Verschafft dir das nicht eigentlich einen extrem großen Coolness-Vorsprung bei Mofus?

:::Julian::: Ich überlege mir demnächst einen BMW M3 aus den frühen 90ern zuzulegen. Ich bin zuerst diverse italienische Marken gefahren, hätte gerne einen ordentlichen V6 gehabt, bevor ich mit einem 450BHP Maserati V8 ans Limit gegangen bin; die V4 langweilen mich schon (außer vielleicht ein Lancia HF Intergrale), aber grundsätzlich wirst du mich in keinem V6, V4, Boxer 4 oder ähnlichem sehen, höchstens in einem V12, V10, V8 oder einem flotten V6. Ich könnte mich schon für einen 911 begeistern – jedoch müsste er zwischen 1978 und 1985 gebaut worden sein. Sorry, aber irgendwie hab ich die Frage nicht kapiert? Ich kann einfach nicht aufhören, von Autos zu quatschen...

Søren, deine Mankos sind böses Geld und lange Haare!? Erzähl!

:::Søren::: Ich habe ein Problem! Ich bin ein großer Geldausgeber, aber habe kein Geld. Die langen Haare, das funktioniert schon, aber nicht wenn man auf Jobsuche ist.

Laßt uns nochmal kurz einen Abstecher zu euren alten Alben machen. Einige Lieder eures ersten Albums "Trouble On The Moon" sind ja komplett mit triphopartigem Frauengesang besetzt. War diese Dame damals fester Bestandteil der Band oder war das nur Featurebedingt? Weshalb hört man sie auf euren späteren Werken gar nicht mehr?

:::Anders::: Auf "Trouble" hatte ich ein paar Gastmusiker im Studio mit dabei. Marie, die "Sex In Space" und "Wait" gesungen hat, ist eine gute Freundin von mir. Sie spielte eine zeitlang mit uns zusammen. Aber es ist schon eine Weile her, seit wir Gäste mit dabei hatten. Vielleicht ist es ja langsam Zeit für neue?

Was hatte es mit dem zweiten Werk "The Possible / Impossible" auf sich? Weshalb gab es damals ein Doppelalbum? Zuviel Material oder schlicht und ergreifend Konzept? Und wie ist die Namensgebung zu verstehen?

:::Anders::: Es gab eine Menge Material nach "Trouble", welches nie verwendet wurde. Und zur selben Zeit entstand wieder neues Zeug, welches ein bißchen anders war als damals. So entschieden wir uns für ein Doppelalbum, um beide Stilrichtungen zu repräsentieren. Der Albumname bezieht sich auf die Fähigkeit, die Songs live zu spielen. Alle Songs von "Possible" sind 100% handgemacht und "Impossible" ist fast nur computerisiert. Possible = Band CD / Impossible = CPU CD.

Auf eurer Website kann man sehen, daß ihr nicht nur in eigener Sache äußerst aktiv seid, sondern bei zahlreichen Gruppen produziert und musiziert. Anders, du machst ja u.a. für eine meiner großen Lieblingsbands Düreforsög das Light Engineering auf ihren Shows. Stehen da auch irgendwelche Zusammenarbeiten an bzw. gibt es schon welche zu verzeichnen?

:::Anders::: Wir alle beteiligen uns an verschiedenen Bandprojekten. Meine Arbeit mit Düreforsög basierte, wie gesagt, darauf, daß ich das Sound Engineering auf ihrer Tour gemacht habe. Desweiteren habe ich einen Remix für die Single "Traffix" (vom Album "Engine Machine", Anm. d. Red.) gemacht. Jetzt vor kurzem habe ich ein großartiges Projekt mit einer Band namens Kloak abgeschlossen. Jeder von uns macht dieser Tage irgendetwas neben Mofus. Eine Menge neues gutes Zeug wird kommen!

Was passiert bei euch so außerhalb der Band? Kann man von den Musikjobs leben oder haltet ihr euch auch hinter irgendeiner Supermarktkasse über Wasser?

:::Anders::: Nein, Musik ist heutzutage ein brotloses Geschäft. Also müssen wir alle neben unseren spärlichen Musikjobs unser Leben zusätzlich finanzieren. Julian und ich sind Fachmänner für "Pro Tools" (was immer das auch ist..., Anm. d. Red.) und Søren, Morten und Jonas verdienen ihr Geld, indem sie auf die süßen Kinder aufpassen.

Wie weit würdet ihr sagen reicht euer Bekanntheitsgrad? In einem Vorgespräch erzähltest du (Anders), daß ihr gerne mal in Deutschland unterwegs sein würdet? Ist das euer einziges Wunschland, in dem ihr noch nicht (oft) getourt habt? Und was hindert euch daran herzukommen? Ich bin davon überzeugt, in Deutschland würde man euch mit offenen Armen empfangen, wenn man euch erst einmal kennen würde, denn die Szene für die Musik, wie ihr sie macht, ist hier nicht gerade klein.

:::Anders::: Bis jetzt hat uns niemand eingeladen!!! Wir würden gerne kommen, ruft uns an.

Wer ist bei euch für die Texte verantwortlich? Schreiben alle mit oder ist es allein Anders‘ Sache?

:::Anders::: Kooperation ist bei dem meisten neuen Material die Regel. Vorher war es so, daß ich alles geschrieben habe, aber es ist auch toll, wenn von den anderen etwas kommt.

Was tut ihr, wenn auf euren Shows überraschenderweise der komplette Strom ausfällt? Seid ihr Improvisationskünstler?

:::Søren::: SCHLAGZEUG SOLO!

:::Julian::: Hmmmm…

Was wird so gelesen in eurer Band? Was sind eure aktuellen Lieblingsbücher? Laßt ihr auch Gelesenes in die Texte einfließen?

:::Anders::: Ich lese sehr gern, aber es scheint so, als fände ich keine Zeit dafür. Das letzte, was ich gelesen habe, war "Der Da Vinci Code" und "Nordkraft". Das sind zwei großartige Bücher. Am meisten werde ich inspiriert von den Leuten, die ich sehe, wenn ich mit meinem Fahrrad unterwegs bin. Oder von Menschen, die ich in meinem Herzen sehe.

:::Julian::: Ich versuche erst gar nichts anderes zu lesen außer der Spannung und den Ziffern auf meinem Tachometer. Ich bin einer von denen, die immer warten, bis der Film herauskommt.

Jede Band läßt sich ja in irgendeiner Weise von anderen Musikern inspirieren. Wer sind eure persönlichen Helden, von denen ihr auch behaupten könnt, daß sie sich in eurer Musik wiederspiegeln?
Und mit wem würdet ihr gerne mal zusammen im Studio oder auf der Bühne stehen? (Also ich könnte mir da ja wunderschöne Lieder zusammen mit den Sneaker Pimps vorstellen oder gar etwas mit The Cooper Temple Clause oder eine gemeinsame Version von "It's All Good" mit Ben Lee...)


:::Anders::: Radiohead, Beatles, Pink Floyd und Mouse on Mars sind einige meiner Inspirationen – und ich würde gern mit jedem von ihnen auf der Bühne stehen. Sneaker Pimps sind eigentlich ganz cool, besonders das Solo-Album von einem der Musiker (Chris Corner, Anm. d. Red.): I Am X, das ist ziemlich cool. Er kann mich jederzeit anrufen!

:::Søren::: Ich fahre gerade ziemlich auf die Smashing Pumpkins ab; neulich bin ich über einige Live-Aufnahmen gestolpert. Die sind live wirklich sehr gut.

:::Morten::: Beatles, Pink Floyd, Rufus Wainwright, Nick Drake, Jimi Hendrix, Andrew Bird, Chopin, Herbie Hancock, Miles Davis, Bill Evans, Joni Mitchell.

:::Julian::: Ich bin mit einer Menge Country und Bluegrass Musik aufgewachsen. Für gewöhnlich habe ich das immer gehasst, aber heute ist es das Beste. Hank Williams, Little Flat, The Band, Doyle Lawson und alles in der Richtung eben. Aber Pink Floyd, Beatles, Radiohead, Nick Drake und so höre ich auch häufig. Ich mag eben alles, was mich interessiert.... Also bin ich auch offen für R&B, Rap und Pop, ich nehme an, du kennst dich da besser aus. Ich höre viel "P3" (der dritte dänische Radiosender, der halt den ganzen "Schrott" spielt, den ihr alle kennt).

Was sind so die allgemeinen Zukunftspläne? Arbeitet ihr bereits an einem neuen Album? Es wäre interessant zu wissen, was uns musikalisch als nächstes erwartet (falls ihr das selber schon wisst... ). Und gibt es eine Tour zu "8 Bit Renegade"? Wenn ja, vielleicht schafft ihr es ja sogar bis nach Berlin oder nach München...

:::Anders::: Unsere Zukunft scheint klar und wolkenlos. Wir sind da nicht auf eine bestimmte Richtung fixiert. Wir leben einfach von heute auf morgen. Es ist aktuell auch keine Tour geplant, aber wer weiß... Wir würden gerne mal Berlin besuchen und dort irgendwo einen Gig spielen.

:::Søren::: Ja, das wäre toll..

:::Julian::: Kein Kommentar.. :-)

Vielen Dank für das Interview. Bleibt nur noch zu sagen: Viel Glück auf euren zukünftigen Wegen! Man kann nur hoffen, daß ihr auch irgendwann mal in Deutschland Fuß faßt. Verdient hättet ihr es allemal!

Fabian Fascher & Michaela Drescher

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