Livereport M'era Luna Festival

Für euch sind Eva & Stefan dabei!


07.08.2004
14:12 h

Das M'era Luna hat begonnen! Und wir sind noch immer nicht da... :-(

Staumeldung über Staumeldung, halb Deutschland pilgert offenbar zum Topfestival der Stunde. Natürlich auf unserer Strecke. Doch wir werden hoffentlich bald auch angekommen sein, in die Menge eintauchen und Unmengen mehr oder weniger Wissenswertes für euch zusammentragen, die Atmosphäre einfangen und hier berichten! Bis später!



07.08.2004
17:30 h

Jetzt sind wir endlich da. Etwa 24.998 andere auch.

Aber der Text, den ich nun am 8.8. kurz vor Mitternacht tippe, ist von gestern. Trotz bester Ausrüstung in Form unseres mobilen Arbeitszentrums (das den exklusiven Titel 'das Notebook' trägt) trennt uns ein Kabel von dieser Website. Ein ordinäres Telefon- oder Netzwerkkabel! Nachdem sich auch noch der Traum vom am Wochenende geöffneten Internetcafe in Hildesheim in Luft auflöste, mussten - Schock! - altmodisches Papier und eine lang nicht mehr verwendete Handschrift herhalten. Einige Gedanken (die in den Worten 'kommt doch auch noch her' formuliert waren) sind mittlerweile längst gestrichen, nachträglich wandeln wir die Nacht zum Tage und versuchen uns in der zeitversetzten Liveberichterstattung. Hä? Ja, tatsächlich. Die niedergeschriebenen Gedanken sind von aktuellster Natur, nur etwas später präsentiert... Wir werden nie wieder ohne Kabel aus dem Haus gehen!



07.08.2004
17:30 h

Hellauf begeistert betrete ich nach langem Kampf die heilige Stätte des M'era Lunas. Zwei wundervolle Tage des Schwelgens in herrlichen Klängen erfüllen mich mit großer Vorfreude. Schon von weit her sieht man die schwarzen Menschenströme auf das Festivalgelände pilgern. Tausende von Individualisten vereint in ihrer Begeisterung für sich und ihre Musik. Seltsame Gestalten finden sich allenthalben, wobei ich mich frage, wieso sich manche Menschen soviel Zeit nehmen, so gut auszusehen. Allerdings schaden die ca. 45°C in der Sonne dem Teint doch ein wenig. Was für eine hilfreiche Erfindung doch diese überdimensionalen schwarzen Schirme doch sein können.



07.08.2004
21:00 h

Ich fühle mich viel zu bunt angezogen, bei diesem Festival der Eitelkeit! Schwarze Jeans und schwarzes T-Shirt sind hier nicht angebracht, Samt & Seide oder Lack & Leder müssen es schon sein. Mann darf aber auch Rock tragen und Frau gerne gar nichts. Wo bin ich hier gelandet?!
Besonders auffällig sind die vielen Männer, die um die mehr oder minder bekleideten Festivalbesucherinnen Streifzüge mit ihrer Profifotografenausrüstung drehen...
Nicht nur in ihren glasigen Augen spiegelt sich die Sonne, sie strahlt auch vom Schmuck, von den Piercings, und den vielen nicht näher identifizierbaren Metallteilen auf den Körpern furchteinflößender Zeitgenossen ab. Es hat 33°C im Schatten, ungefähr so muss sich die Hölle anfühlen. Und wenn wir schon dabei sind: ich bin schon mindestens 5 Leuten begegnet, deren T-Shirts sie als Satan höchstpersönlich auswies.

Gerade spielten In Extremo, dessen Sänger tatsächlich ein Vorbild aus dem Rock-Bereich haben dürfte: Campino! Neben dem Gesang an sich (sofern man das Gegröle der Toten Hosen als solchen bezeichnen kann) hob er sich auch frisch blondiert optisch von der restlichen Dudelsacktruppe in Mittelalterbekleidung ab. Dafür glänzten sie mit einer guten Bühnenshow, Feuerbälle flogen durch die Luft!
Danach quälten wir uns etwa 10 Minuten bei Fixmer/McCarthy. Zum einen war es die Hitze im sehr vollen Hangar, zum anderen die EBM-Klänge, die mich niemals erfreuen können. Aber wem's gefällt...
Nun warten wir im zum Stroh gedörrten Gras auf den Auftritt von Within Temptation - mögen die Topacts besser sein!



08.08.2004
01:00 h

Within Temptation waren nett. Lichtershows und Explosionen erhellten unsere Gemüter und hielten zumindest mich davon ab, den Massen zu Blutengel zu folgen und vor der Hauptbühne zu verharren.
Was sich auch lohnte: bis vor kurzem spielten Wolfsheim! Trotz leider nicht immer guter Tonqualität (erst hatte ich mich noch gewundert, dass dieser tolle Platz in der ersten Reihe vor den Lautsprechern noch frei war...) überzeugte Heppner durch seine grandiose Stimme, die zeitweise selbst den pochenden Bass übertönte. Erst nach Weile wurde der Rest der Band gerufen - kaum jemand hatte sie bis dahin vermisst.



08.08.2004
01:00 h

Ich muss sagen, der erste Abend war ein voller Erfolg!
Nach den aufpeitschenden Klängen von In Extremo war ich erst richtig beim Festival angekommen. Besonders hervorzuheben war die geniale Bühnenshow inklusive riesigen Feuerbällen über der brodelnden Masse. Wie immer wurde eine perfekte Verbindung aus mittelalterlichen Klangbildern mit modernen Rhythmen dargeboten.
Als nächstes gab es etwas zum Abtanzen! Fixmer/McCarthy pushten die Menge mit eindringlichem Takt auf und ab. So etwas muss man live erlebt haben.
Within Temptation hatte ich auf dem Hurricane leider verpasst, die Berichte darüber brachten mich dazu, ihren Auftritt diesmal in keinem Fall auszulassen. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Mit dem letzten Ton stürmte ich zu Blutengel los, um dieser genialen Band meine Aufwartung zu machen. Beeindruckend war allein schon das Bühnenbild, das ihr bald in unseren Fotogalerien bewundern könnt.
Wolfsheim waren gut wie eh und je. Besonders Carsten Klattes Klampfe, die ich erstmals in Rotterdam erleben durfte, ging mir ins Mark. Noch immer bin ich in Gedanken bei den berauschenden Eindrücken der vergangenen Stunden.



08.08.2004
14:00 h

Nach einem ausgiebigen Besuch der Innenstadt Hildesheims (kommt her, es lohnt sich; glaubt aber nicht, dass sie hier ein geöffnetes Internetcafe hätten!) ließen wir uns aufgrund der Klänge Funker Vogts viel Zeit, das Festivalgelände zu erreichen. Stattdessen fotografierten wir alles, was uns über den Weg lief... Zu finden bald in den Fotogalerien.



08.08.2004
16:30 h

Der heutige Tag begann für mich mit Suicide Commando, die gemischte Gefühle bei mir zurückließen. Also begab ich mich alsbald zum Hangar und kämpfte mich über eine halbe Stunde in tropischen Verhältnissen bis ganz nach vorne. Es war eindeutig zu voll, diese Band gehört auf die Hauptbühne! Irgendwann wurde die Hitze unerträglich, sodass ich zu De/Vision abwanderte, um deren Auftritt für euch in Bildern festzuhalten. Leider war die Bühnenshow im Vergleich zur exzellenten Musik etwas blass. Aber eigentlich ist ja zweiteres der Hauptgrund, ein Konzert zu besuchen.



08.08.2004
17:00 h

Ich bin begeistert! Soeben war ich bei Schandmaul und einem Teil von De/Vision, beide stellen - neben Wolfsheim - bisher unsere Höhepunkte des M'era Lunas dar. Schandmauls Sänger waren jedoch nicht so abgrundtief hässlich. Erst erstaunten uns die riesigen Menschenmengen, die vor ihrer Performance in den Hangar strömten, nach den ersten Tönen war es jedoch klar: vor uns stand eine der Bands der Zukunft!



08.08.2004
18:00 h

Mit für meine Ohren fürchterlichem Lärm im Hintergrund schreibe ich diese Zeilen nieder: Leute, geht niemals mit Erwartungen jeglicher Art zu Covenant!
Etwas Gutes hatte ihr Aufritt bisher jedoch: ihr EBM-Klopfen in meinem Herz wandelte mich vom Ohropax-Hasser zum Fan dieser kleinen, bauschigen Wunderwerke!



08.08.2004
19:00 h

Eine geniale Einrichtung des M'era Luna Festivals sind die Autogrammstunden der auftretenden Künstler. So habe ich mir gerade nach schwerem Kampf diverse Autogramme unter anderem von Oomph!, De/Vision und Anne Clark geholt. Dementsprechend gab es eine schier unendliche Schlange, an deren Ende stehend man sich auf eine endlose Wartezeit einrichten musste. Wenn dann der ersehnte Künstler beim Erreichen der Hütte schon weg war, standen so manchem Tränen in den Augen.



08.08.2004
22:00 h

Covenant hatten wiedereinmal einer ihrer legendären Auftritte, die die Glieder eines jeden Festivalbesuchers mitzucken ließen. Der Bass dröhnte über das gesamte Festivalgelände, was ich bei einem zwischenzeitlichen Besuch unseres Zeltes feststellen konnte.
Nach einem ausgiebigen Besuch der Shoppingmeile fühlte ich mich inspiriert, dem Ruf des Gothrocks von Oomph! zu folgen. Besonders begeisterte mich ihre Liveversion von 'Brennendes Herz', aber auch ihre anderen Hits kamen beim Publikum sehr gut an.
Im Anschluss begann mein persönlicher Festivalhöhepunkt mit Anne Clark. Sie schafft es doch immer wieder, mich mit ihrer Poetik zu verzaubern. Und so stand ich mit geschlossenen Augen an die Wand des Hangars gelehnt und lauschte ihrer einmaligen Stimme. Leider überschnitt sich ihr Konzert mit dem Auftritt von Lacrimosa - den ich keinesfalls verpassen durfte. Erst um den allfälligen Stau zu entrinnen (was uns gelungen zu sein scheint) konnte ich mich traurigen Herzens von der Kultstätte der deutschen Gothicszene losreißen und freue mich schon auf das nächste Jahr!



08.08.2004
22:00 h

Wir sitzen nun im Auto am nahegelegenen Parkplatz, fern am Horizont toben die Lichter, Lacrimosas letzten Töne verklingen gerade.

Die vergangenen Stunden brachten einige Erkenntnisse:
a) Wenn man eine Stunde am Wegrand im Schatten verbringt, werden viele merkwürdig anmutende Gestalten vorbeilaufen.
b) 10% der Menschen werden Reizwäsche tragen.
c) 1% werden keine Reizwäsche tragen. Das klingt ja positiv, aber... Keine Kleidung meine ich. Naja, fast zumindest.
d) 2% der männlichen Festivalbesucher werden sabbernd an diesen 1% kleben. 100% dieser werden einen Fotoapparat mit sich tragen (50% eine Spiegelreflex)...

Des Weiteren stellten wir fest, dass Oomph! gar nicht so schlecht sind, auch wenn ich ihnen das Airplay auf Viva der letzten Monate auf ewige Zeit übel nehmen werde! Das Publikum zeigte sich auch sehr angetan und schien sie als einer ihrer Lieblinge auserkoren zu haben.
Danach gaben wir uns dem Konzert der großartigen Anne Clark hin - sie schaffte es ohne aufregender Schminke, Kleidung, Show oder jeglichen anderen Mitteln als ihrer Musik Spannung zu erzeugen, souverän ihren einzigartigen Sprechgesang mit wunderschönen Melodien zu kombinieren und uns in ihren Bann zu ziehen.
Leider unterbrachen wir ihr Konzert (was für ein Fehler!) für etwa 10 Minuten, um kurz zum Beginn von Lacrimosa zu schauen. Tilo jaulte mit Schweizer Akzent, 'Alles Lüge' klang schon mal viel besser und schon waren wir wieder bei Anne Clark. Denn was kann jemals besser als Anne Clark sein?
So genossen wir noch ein paar herrliche Lieder, bis wir uns dann mit Windmühlen in unseren Gedanken (der Kenner weiß Bescheid) auf den Weg machten.



09.08.2004
02:30 h

Zwei mehr oder weniger lange Tage sind vorbei und damit wieder ein interessantes Festival. 'Interessant' diesmal in einem völlig anderen Sinne, die Atmosphäre und besonders die Menschen waren einzigartig und unvergesslich. Nicht immer waren ihre Motivation und Musikgeschmack nachvollziehbar, dennoch scheint ihre Welt eine eigene für sich zu sein. Am besten ihr schaut auch einmal zum M'era Luna! Ihr werdet es nicht bereuen...


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