Abschied

Wer den glorreichen Festivalsommer noch einmal fulminant ausklingen lassen wollte, der war beim Last Day Out in Klam am richtigen Ort. In der malerischen Kulisse auf der Meierhofwiese zu den Füßen der alterwürdigen Burg Clam wurde ein letztes mal Open Air Feeling geschnuppert. Als dann nach untergegangener Sonne die angestrahlten Gemäuer über den Köpfen der feiernden Musikfans zu erblicken waren, wurde allen klar, das ist wirklich ein gelungener Abschied der diesjährigen Saison.

So einige enge Straßen mussten überwunden werden, um an den in den Hügeln nordwestlich von Amstetten versteckten magischen Ort des Geschehens zu gelangen. Zum Festivalgelände selbst ging es dann nochmals richtig steil bergauf, um auf den gut ausgeschilderten Parkplatz zu gelangen. Dieser befand sich allerdings gute 30 Gehminuten entfernt, da wegen der hügeligen Landschaft kein näherer Platz für die Massen an Autos vorhanden war. An so etwas ist man als Festivalbesucher aber schon gewöhnt und vertreibt sich den Weg mit der ein oder anderen Dose Bier oder anderweitigen Vorfeiergetränken. Das wie gesagt malerische Gelände entschädigte allerdings sofort für die erlittenen Strapazen, bot es doch neben der über den Köpfen thronenden Burg eine durch die Hanglage bedingt in den Wolken zu schweben scheinende Bühne, auf der an diesem Abend vor allem Punkmusik aller Couleur geboten wurde.

Nachdem 3 Feet Smaller und H-Blockx den Nachmittag eröffnet und dem Publikum schon kräftig eingeheizt hatten, brachten die Jungs von Mad Caddies die Fans mit rasend gespieltem Ska zum Ausrasten. Die Vermischung von wildem Schlagzeug, melodiösen Gitarrenriffs mit aufpeitschendem Gesang und ebensolcher Posaune traf genau den Nerv der Zuhörer. Gerade diese Posaune mal solo, mal im Duett mit einer Trompete bespielt, transportierte das pointierende Element der Musik und kitzelte die Nerven bis in die Spitzen. Vor der Bühne hatte sich ein vornehmlich junges Publikum zusammengedrängt, um abwechselnd pogend und lauthals schreiend über den Platz zu hüpfen und der Band zuzujubeln.

Wem das Ganze zu wild wurde oder wer eine Verschnaufpause einlegen wollte, konnte sich gemütlich auf dem nahen Abhang vor der Burg niederlassen. Auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Aber es gab hier nicht das übliche Festival-Fast-Food zu überteuerten Preisen wie fast fleischlosen Döner oder aufgewärmtes Chinesisches. Nein, statt dessen konnten Sandwiches, überbackene Toasts oder Kräutertopfenbrote zu zivilen Preisen verkostet werden. Eine wirklich leckere Abwechslung zum ansonsten vorwiegend angebotenem Einheitsbrei. Überhaupt waren die Veranstalter auf ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis bedacht, so dass die umständliche Anreise ins oberösterreichische Hinterland mehr als wettgemacht wurde.

Wesentlich weniger ausgefeilt, um nicht zu sagen platter, als bei den mit Begeisterungsstürmen verabschiedeten Mad Caddies ging es dann bei der Bloodhound Gang zur Sache. Musste man zwar zugeben, dass die amerikanischen Punkrocker so einige mehr oder weniger bekannte Hits zu Tage gebracht haben, so war dieses auch schon etwas länger her und die so wurde halt versucht, die langsam aber sicher schwindende Aufmerksamkeit durch ein extraordinäres Showprogramm wett zu machen. Ohne hier jetzt auf die dreckigen und unappetitlichen Details näher eingehen zu wollen, sei nur erwähnt, dass man froh sein konnte, nicht in den vordersten Reihen gewesen zu sein. Das begann schon damit, dass ein Roadie erschien und einsilbig mit einer ruckartigen Armbewegung himmelwärts die Band ankündigt. Schon ergoss sich im Jubelgeschrei ein wahrer Bierregen aus nach vorne geworfenen Bechern auf die Wartenden. Dazu was später dann von der Bühne zurück kam, konnte sich jeder einen eigenen Reim drauf machen. Rüpelhaft war für ein solches Benehmen noch schmeichelhaft untertrieben.

Welch wohltuenden Abschluss des Tages boten die kraftvoll auftretenden Nofx. Auch wenn der Musikgenuss durch diverse Störungen einiger der etwas angeheiterten Akteure der Bloodhound Gang etwas beeinträchtigt wurde, fegte der punkige Sound der vier Amerikaner die Ohren wieder frei und entließ das Publikum in die lauen Lüfte der Nacht.

An diesen unvergesslichen letzten Abend des Festivalsommers werden wir alle noch in den langen kalten Winternächten wehmütig zurückdenken und uns schon auf das nächste Jahr freuen.

Stefan Kuper

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