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Bologna's Independent Days
'Unabhängige Tage' erfüllt von guter Musik - und das auch noch im wunderschönen Italien - sind ein Erlebnis, das keinen Weg zu weit erscheinen lässt! Und so reisten wir unendliche Fernen ab, bis wir schließlich umgeben vom perfekten Bild des Südens den Duft der Pinien und der Platanen um uns verspürten. Dafür hatten wir auch teuer bezahlt - geschröpft von unzähligen Mautstellen, erschreckt von Löchern im Boden die Raststellentoiletten darstellten. Zudem hatte man uns in der eigentlich tollen Innenstadt Padovas den Fotoapparat gestohlen, schmerzliche Erinnerungen, die uns diesmal leider keine Festivalfotos einbrachten.
Dann betraten wir irgendwann Bologna, eine attraktive Großstadt, in der das Festival unserer Wahl statt fand. Die Mittagshitze brütete über unseren Köpfen, das Essen lag uns schwer im Magen (Caprese - Mozzarella mit Tomaten und dem frischesten Basilikum, das man sich vorstellen kann...hmmm), die Abgase der Mopeds vernebelten unsere Sinne.
Frisch abgefüttert und geduscht in Deodorant suchten wir uns dann einen gemütlichen Platz im Schatten der Arena Parco Nord, dem Veranstaltungsgelände, das uns die erzielte Unabhängigkeit garantierte. Wir lauschten den schönen Klängen, badeten in der Sonne und beobachteten die vorbeiziehenden Menschen.
Lustig war unsere erste Erkenntnis, dass italienische Festivalfans den deutschen auf das Haar gleichen, nur die Schicht des Schweißes schien ein wenig größer. Statt sich aber wie so oft im deutschen Norden im Schlamm und becherweise mit Bier abzukühlen, trugen sie leger ihre schwarzen Sonnenbrillen und ließen sich im Musikgenuss durch nichts stören. Einzig ein gelegentliches 'ciao bella' durchriss die Trance, jeder flirtete mit jedem.
Über die nächsten Stunden sollten wir viele gute Bands auf zwei Bühnen zu hören bekommen (Keane, Libertines, Franz Ferdinand,...), begleitet von einem Meer aus Lichtern, die mit den Sonnenstrahlen und dem berühmten italienischen Lächeln um die Wette tanzten. Ein exzellenter Act folgte dem nächsten, vermissen sollten wir einzig dEUS, was wir jedoch spätestens bei Sonic Youth und Everlast wieder vergessen hatten.
Anschließend folgten einige bange Stunden in einer Herberge frisch aus der Hölle. In der höchst sehenswerten Industriezone der Vorstadt Bolognas hatten wir ein Zimmer mit Haustieren angemietet (die aus allen Ecken krabbelten...), mit Wasser im Zimmer, nein, nicht aus einem Waschbecken, es tropfte von der schimmligen Wand. Hinzu kam die Angst um das Auto, von dem wir nicht gedacht hätten, es am nächsten Morgen in einer Gegend wie dieser wieder zu finden. Soviel zum Traum von der Villa im Süden...
Am nächsten Morgen wälzten wir uns erneut im italienischen Essen und sogen das Flair auf, spazierten durch die verwinkelten Gassen und über die weiten Plätze Bolognas.
Ab dem späteren Nachmittag wurden dann auch unsere musikalischen Ansprüche vollstens befriedigt, besonders Melissa auf der Maur, Velvet Revolver und The Darkness erfreuten uns mit ihrer Performance. Wirklich genial waren auch Coheed & Cambria, eine Band die ich nun unbedingt mal wieder sehen muss. Leider waren die beiden Tage viel zu schnell vergangen, wir mussten uns schnell wieder von Italien lösen - der Heimweg war weit und die Reisekasse leer. Mit nahmen wir viele schöne Erinnerungen (hach, das Lebensgefühl!), gut verpackte Pizza und Lasagne aus der Rosticceria, und einige Erkenntnisse:
1. Italien ist wunderschön.
2. Man muss jedoch genügend Geld dabei haben, um die gesamte Schönheit kennen zu lernen (verflucht sei jede Mautstation!).
3. Man lasse die Kamera niemals um das Armgelenk baumeln während man durch italienische Innenstädte streunt.
4. Man sollte immer Giftspray für die örtlichen Insektenkolonien dabei haben. Oder 5 Euro mehr für ein besseres Hotel ausgeben.
5. Man nehme unbedingt Deo mit - Achtung, nicht mit Punkt 4 verwechseln!
Wir freuen uns schon auf die nächsten Sommertage in Bologna - vielleicht seid ihr dann ja auch dabei!
Eva Fischer-Ankern
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