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Neues Album, neue Energie
Dies sollte ein ganz besonderer Abend werden. Hatten doch Fortunas Favourites zur Präsentation ihrer neuen CD "Fingerprints" und Beginn gleichnamiger Tour ins wohlbekannte B72 geladen. Als Unterstützung waren Krautschädl aus Oberösterreich an ihrer Seite, die die ohnehin schon hochwogende Stimmung in Erwartung der neuen Impressionen erst recht begeistern sollten. Passend zu dem mit Hochspannung erwarteten Event hat der Frühling in Wien Einzug gehalten, so dass sich bei fast sommerlichen Temperaturen begleitet von einer erfrischenden Brise zahlreiche Fans in der Location einfinden. Das B72 scheint vollkommen ausverkauft, als das zahlreiche Publikum sich um die Bühne scharrend den Auftritten entgegen fiebert.
Pünktlich um viertel Neun beginnen Krautschädl mit ihrem Auftritt. Viel haben wir schon von dem Trio gehört, dass auf Falcos Spuren wandelnd sich vorgenommen hat, ihre Botschaft in oberösterreichischem Dialekt unter das Volk zu bringen. Jedoch im Gegensatz zur österreichischen Poplegende besteht das musikalische Ensemble eher aus der härteren Gangart. Elemente von Rock, Punk und Ska vereinen sich zu einer wilden Mixtur, die durchgebrochen wird von eingängigen Melodien.
Das Trio bestehend aus einem diabolisch verwirrend auftretenden Sänger und Gitarristen, einem sehr melodiösen Bassisten und dem wild dahinwirbelnden Schlagzeuger bietet ein eine schwer festzumachende Komposition der verschiedenen Stilrichtungen. Einem funky dahingespieltem Stückchen folgt eine indisch angehauchte Bassmelodie und darauf klassischer Rock. Alles rhythmisch hochgepeitscht von einem schon nach wenigen Minuten in Schweiß gebadetem Schlagzeuger. Das Ganze ergibt immer wieder ein interessantes Spannungsfeld zwischen harten Riffs und ruhiger nachdenklicherer Melodie. Das Publikum zeigt sich von hingerissen dahinschmachtend bis kräftig mitpogend fasziniert vor allem auch durch die Bandbreite des Repertoires. Die durch den direkten sprachlichen Draht animierte Fans singen alle Songs mit und gehen innig in der Lyrik auf. Schließlich wird die Band mit Longdrinks in der Hand verabschiedet.
Die sich anschließende kurze Pause wird mit Musik vom Band überbrückt und schon betreten Fortunas Favourites die Bühne. Dicht gedrängte ausverkaufte Reihen empfangen ihre Helden mit frenetischen Rufen, als Frontman Stefan sein Mikro in die Hand nimmt und die Massen zum lang erwarteten CD-Präsentations-Konzert begrüßt. Und während die U-Bahn im Takt rattert, geht es gleich mit geballter Energie los. Augenblicklich sind alle Anwesenden gefangen von der Explosion der Emotionen, die die Fünf uns entgegenschlagen lassen. Ein Ensemble aus alt bekannten Hits kombiniert mit den neuen Stücken begeistert unsere Ohren, Gemüter und Körper. Niemand hält es noch still an seinem Platz, die Menge zuckt durch den engen Saal. Schließlich werden bei Nelly Feuerzeuge gehen Himmel gestreckt und auch die ein oder andere nur ansatzweise zurückgehaltene Träne schimmert in den leuchtenden Augen.
Doch kehren wir unseren Blick zurück auf die Bühne: Nicht nur, dass auf Stefans Entertainertalent verlass ist - jedes Stück wird mit einer Anekdote angekündigt, sowie der berüchtigten Reinkarnation Moshammers gedacht - auch der neu dazugestoßene Gitarrist Def hat sich nicht nur perfekt eingefügt, der Sound wirkt gleich wesentlich runder und fülliger. Die Bühne scheint zu platzen bei Stefans bebenden Gitarrensoli und den Sprüngen, Hüftschwüngen, Gehüpfe und dem Kniefall vor der Energie der eigenen Songs. Die begeistert mitsingenden Fans drohen bei Hardrock gleich die Bühne, welche nach mehr Platz schreit, zu stürmen. Einzige Rettung bringt ein ruhigeres Stück durchmischt mit einem wunderbaren Jazz-Pianosolo der kühl wirkenden Nina aus dem hohen Süden mit den verzaubernden Fingern an den Tasten. Darauf scheint bei "Going Alone" Meat Loaf persönlich unter uns zu weilen: Gänsehaut schwebt durch den Raum.
Die aufgepeitschte Menge entlässt die Band nach so viel verrichteter emotionaler Arbeit aber nicht in den wohl verdienten ruhigeren Teil des Abends. Da hilft auf keine Ausrede des an Angina leidenden Sängers à la: "Das wichtigste beim Wandern sind die Pausen." Und so wird der Abend abgerundet durch zwei punkige Zugaben und einer bezaubernden Mitternachts-Version von Sinéad O'Connors melancholischem "Nothing Compares To You".
Und so schreien wir nur noch zum Schluss in die schwarze Nacht: Nelly, wir lieben dich!
Stefan Kuper
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