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Sharon Next & Exit To Eden
Welche Zutaten benötigt man, um einen Haufen hauptsächlich finsterer Gruftis fröhlich frohlocken zu lassen? Wenige Ingredienzien, sofern diese gut dosiert und fein aufeinander abgestimmt wurden. Zwei bekannte Bands der Wiener Gothic Szene für's Gehör, eine Prise Eleganz und Erotik mit einer Modenschau für Herz und Hirn, gewürzt mit guter Stimmung durch eine Masse von Menschen.
So geschehen an einem späten lauen Samstag im Frühling in der Szene Wien. "Evolution - A Dark Movement From Sound To Fashion", so der gehaltsvolle Name besagter Veranstaltung, konnte mit allem dienen.
Sharon Next, erster Act der Nacht, eröffnete mit gewohnt stimmigen Synthie-Klängen den schönen Abend. Hinzu kamen mal sanfte Balladen zu düsterer Atmosphäre, mal EBM-Beats zu wilden Lichtern, mal aussagekräftige Wave-Sounds, abgerundet durch eine bewegende Bühnenshow vor stimmungsvoller Kulisse mit Kerzenschein. Das Publikum zeigte sich enorm begeistert, im gut gefüllten Saal fanden sich an allen Stellen tanzende Fans mit im Takt strahlenden Gesichtern.
Kaum hatte Sharon Next sich vom Publikum verabschiedet, konnte man ein wenig Mailänder Flair inmitten Wiens fühlen. Ein mehr oder weniger attraktiver Mensch folgte dem anderen über den gut beleuchteten Laufsteg, drehte sich zu Blitzlichtgewitter, lächelte stolz und selbstsicher in die Masse und führte außergewöhnliche Kleidung vor. Romantische Roben wechselten zu schrillen Kleidchen, lange Lederhosen zu gehäkelten Shirts, glänzender Lack zu eleganten Ballkleidern, hier und da ein schräges Halloween-Kostüm oder gar ein Hauch von Nichts. In den weit aufgerissenen Augen der Anwesenden ließ sich bei jedem Outfit augenblicklich die Überlegung ablesen, welche Klamotten sie wohl für die geplanten Sommerfestivals tragen wollten.
Nachdem sich alle Models noch ein letztes Mal auf der Bühne verneigt hatten, erfüllte sich der Saal mit Nebel und Exit To Eden erschienen aus der Finsternis. Härtere Gothic-Rock-Rhythmen luden nun zur Bewegung ein, klagende, hingebungsvolle Gesänge bis hin zu einer eindrucksvollen Coverversion von 'Paint It Black' zum Frönen in Grufti-Mentalität. Zur zeitweiligen Unterstützung holte man auch Sharon Next-Frontman Helmut auf die Bühne, gemeinsam erfüllte man die Wünsche eines jeden Gothic Fans.
Auch dieser Auftritt wurde von einer Modenschau beendet, diesmal durften vor allem die Männerherzen lächeln. Größtenteils leichtbekleidete Damen präsentierten - leider nicht immer überzeugend - was demnächst in Käfigen einschlägiger Clubs modern sein dürfte: Lack & Leder, gerne mal bunt und immer auffällig.
Als nach kurzer Zeit ein DJ-Pult statt dem nächsten Modeopfer auf die Bühne getragen wurde, konnte man die Freude über mehr Musik verspüren. Ein würdiger Abschluss für einen spannenden Abend (die nachfolgenden DJs, nicht die Modeopfer).
Eva Fischer-Ankern
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