Der erwachende Tagtraum

The Awakening, so lautet der Titel des Debüt Albums des neu am Himmel der Metalszene erglimmenden Sterns Ecliptica. Die Präsentation eben dieses neuen Werks lud in die verruchten Gewölbe des Planet Music ein - welches nebenbei bemerkt mit Location-Wechselgerüchten gen Südosten umrankt wird. Den würdigen einleitenden Rahmen für dieses musikalische Ereignis bildeten die beiden Bands Wiener Blut und Valsans.

Pünktlich um 20 Uhr legte Wiener Blut an, mit ihrem direkten Hardrock die Ohren des Publikums zu verzaubern. Die Formation mit dem klingenden Namen spielte sich dabei in einen wahren Rausch. Die begeisterten Fans ließen angesichts der charismatischen Musiker ein Vordringen zur Bühne erst gar nicht mehr zu, sondern feierten lauthals den Auftakt des Abends.
Die niederösterreichische Formation Valsans hatte sich anschließend wohl vorgenommen, dem Ganzen noch einen obendrauf zu setzen. Mit einem Feuerwerk aus Gitarrengedröhne wurde das Publikum im Sturm erobert, welches bis in die hinterste Ecke des reichlich gefüllten Planet Musics abrockte. Nicht nur, dass die Musiker quer über die gesamte Bühne wild durcheinander wirbelten und dabei auszuckten, auch ruhigere melodiöse Klänge wurden sozusagen als melancholische Atempause eingestreut, um dann in einem bombastischen final du show zu enden.

Nachdem die beiden Vorbands als gehaltvolle Appetithappen die Stimmung angeheitert hatten, war das geneigte Herz begierig auf das Kommende. Ein verschämter Blick durch die Halle brachte zu Tage: Fast der gesamte Raum war gefüllt von ungeduldig scharrenden Fans, welche immer erhitzter dem Höhepunkt der Nacht entgegenheischten. Dann war es soweit, unter epochalem Klanggewitter und ebensolchen Begrüßungsgeschrei betrat die Band die düster beleuchtete Bühne. Gebannt starrte alles nach vorne und konnte das geradezu gewaltsame Eintauchen in die Welt von The Awakening am eigenen Leib spüren. Wie eine Sturmflut brandeten die Klänge durch den Raum über die Köpfe hinweg. Hier wurde etwas Besonderes geschaffen: Weggerissen, in die Winkel seines Verstandes gespült, fand sich der Zuhörer wieder, ohne die mal klaren, mal verworrenen Windungen seiner Gefühle gebärden zu können. Bar jeder vernunftbegabten Beschreibung strömte die Musik auf uns ein. Erst fähig, einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen, war die mittanzende Zuhörerschaft, die das Gefühl einer eingeschworenen Gemeinschaft durchdrang, als eine ruhigere Ballade feinere musikalische Strukturen erklingen ließ. Mit dämonischen Augen blickte der teuflische Sänger in die gebannten Augen, während das stimmgewaltige Duett mit seiner Partnerin erklang. Als dann auch noch die altehrwürdigen Klänge der Königin des Rocks mit "The Show Must Go On" klirrend durch den Raum flatterten, fühlten sich alle irgendwie glücklich. Gerade passend, um mit einer weniger heiligen Hinterlassenschaft Modern Talkings und einem Augenzwinkern von der Band in die Nacht entlassen zu werden.

Und so bleibt zum Abschluss der Erinnerung an dieses Abenteuer nur noch zu sagen: Mehr davon!

Stefan Kuper

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