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Reif für die Insel
Wie feiert der Wiener den musikalischen Sommeranfang? Natürlich mit dem Donauinselfest, das alljährlich die kilometerlang gestreckte Insel in der Donau in die größte europäische Openairveranstaltung verwandelt. An 22 Veranstaltungspunkten gibt es drei Tage Unterhaltung für kleine und große Feierwütige. Da kann der geneigte Musikfan mit der gesamten Familie und seinem Freundeskreis für ein Wochenende alle Sorgen beiseite legen und die größte Party Europas feiern. Insgesamt über 3 Millionen Fans strömen auch 2010 wieder bei perfektem sonnigen Wetter auf die kilometerlange Festivalinsel, um zu tanzen und sich zu amüsieren.
Und das Ganze bei freiem Eintritt. Doch im Vordergrund steht die Musik. In jedem Jahr finden einige Weltstars ihren Weg nach Wien. Heuer stehen an Berühmtheiten Billy Idol, Kim Wilde, HIM oder Adam Green auf den Bühnen. Den Hauptteil des Programms nimmt allerdings die österreichische Musikszene in Beschlag und so können zahlreiche bekannte sowie aufstrebende Bands bestaunt werden.
Bei einer derartigen Riesenauswahl ist es natürlich unmöglich alle Veranstaltungen auch nur ansatzweise mitzuerleben, so dass eigentlich nur die beiden Möglichkeiten bleiben, quer über das Gelände zu spazieren, um von allem etwas mitzubekommen, oder sich auf einen Ort zu konzentrieren, um tiefer in die jeweilige Stimmung und Bandzusammenstellung einzutauchen. Als geeigneter Ort hierfür bietet sich die alljährlich von Plant Music organisierte Bühne im Norden der Insel an.
Es handelt sich hierbei sicherlich um die schönste Bühne des gesamten Festivalgeländes. Liegt diese doch abschüssig zur Donau hin gelegen, so dass auch die hinteren Reihen perfekte Sicht zur Bühne vorhanden ist und sich von vorne beziehungsweise von der Seite ein wunderbarer Blick über die wild feiernden Massen bietet, der magisch zum Mitmachen anzieht. Besonders eindrucksvoll sind dabei die in wechselndes Licht der Bühnenbeleuchtung eingetauchten Tanzenden, die wie eine Partywoge gen Bühne schwappen.
Wie in jedem Jahr liegt der musikalische Schwerpunkt an jedem der drei Tage bei einer anderen Musikrichtung, so dass jeder zumindest an einem Abend voll auf seine Kosten kommt und das Publikum bunt gemischt ist. Der erste Tag ist dabei fest in der Hand der Hip-Hop Welt. Gekrönt von dem Topakt des amerikanischen Duos Dead Prez geben heute die fetten Beats den Ton an und das Publikum dankt das durch massenweise im Takt geschwenkte Hände und wild zuckende Körper. Besonders beeindruckend ist auch der geniale Auftritt der Hörspielcrew. Die Österreicher verstehen es in einmaliger Art ein komplettes Beatensemble allein durch ihre vielseitig eingesetzte Stimmgewalt zu intonieren und elektrisieren damit die Massen.
Am mittleren Abend geht es dann etwas gemischter weiter. Während zunächst die österreichischer Guadalajara das geneigte Tanzbein zu wildem Pogo Hüpfen ermuntert, um die Staubwolken aufgewirbelten Bodens durch die Luft zirkulieren zu lassen, geht es dann bei The Very Best zum lässig karibischen Teil über. Energiegeballtes Highlight des Abend sind zum Abschluss die australischen Überflieger Pendulum. Hier werden geballte Drum'n'Bass Beats geboten, die nicht nur das Ohrenfell an die Belastbarkeitsgrenzen führen, sondern auch eine wilde Fangemeinde bis zum letzten Blutstropfen tanzen lassen.
Am letzten Tag heißt es dann noch einmal durchzustarten und gleichzeitig Abschied zu nehmen. Insbesondere The Incredible Staggers haben es an diesem Abend den Fans angetan und schaffen es mit ihrem trashigen 60er Garage-Rock die Menge zum brodeln zu bringen. Als großer Abschlussakt des Festivals gelingt es anschließend Adam Green ein absoluten Höhepunkt zu setzten. Sein unvergleichlich charmat abgerissener Musikstil beißt sich einfach in den Ohren fest und lässt den Abend in einer unvergesslichen Party enden.
So ist auch in diesem Jahr das Donauinselfest ein wundervoll bunt gemischtes, riesiges Festivalerlebnis geworden, das als fixes Großevent über die Grenzen hinaus die Massen an Musikfans zu drei ausgelassenen Tagen anzieht. Wo sonst kann man schon eine solch verrückte Kombination an Bands wie HIM, Pendulum und Thomas Anders an einem Tag bestaunen.
Stefan Kuper
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