Be Bop Battlin' Ball Preshow Party - Lazy Jumpers

Am Freitag dem 5. November war es soweit, ich konnte mir einen Eindruck der Rockabilly Szene der "deutschen Rock 'n' Roll Hauptstadt Berlin" machen. Im Rahmen des zweitägigen (5. und 6. November) "Rockabilly-Kongresses" Be Bop Battlin' Ball, besuchte ich die Preshow-Party mit Konzert im Delicious Doughnuts. Organisiert wurde das ganze von der Berliner Rock 'n' Roll Agentur "Gordon Shumbway Concerts", den Schöpfern der monatlichen Rock-A-Tiki Lounge.
Dass der Rock 'n' Roll auch im Jahr 2004 so aktuell ist, hatte ich bis zu dieser Veranstaltung nicht vermutet. Schon beim Betreten des Lokals kam ich mir vor wie in einer anderen Welt und staunte nicht schlecht über das im Stil der amerikanischen 50er gekleidete Publikum, das so richtig zum Ambiente des Delicious Doughnuts passte. Kommen wir aber nun zur Musik: Im Lauf des Abends wurde ich wieder daran erinnert, dass ja Rock 'n' Roll nicht gleich Rock 'n' Roll ist. Seine musikalischen Grenzen sind nämlich fließend und reichen von Rockabilly, über Rhythm and Blues, Western Swing bis hin zum Country Bop, um nur ein paar Strömungen zu nennen. An diesem Abend wurde mit der spanischen Band LAZY JUMPERS, der Richtung Rhythm and Blues, beziehungsweise Jump Blues gehuldigt. Die vierköpfige Band bestehend aus Blas Picon (Gesang, Mundharmonika), Mario Cobo (Gitarre, Backing Vocals), Ivan Kovacevic (Kontrabass) und Marc Ruiz (Drums) überzeugten sowohl musikalisch als auch durch Bühnenpräsenz.
Dass die Herren ihre Instrumente beherrschen konnte man nicht nur hören, sondern auch sehen, nicht zuletzt, weil die Bühne im Delicious Douhnuts sich fast auf selber Höhe mit dem Zuschauerraum befand. So hatten interessierte Leute die Möglichkeit, den Bandmitgliedern auf die Finger zu schauen. Vor allem der "Kontrabassist" verdient sich den höchsten Respekt, da er sein Instrument in nahezu allen Lagen bespielte und nebenbei auch im Spielen den "blasenschwachen" Leuten den Weg zur Toilette, die sich hinter der Bühne befand, frei räumen musste. Für ihn war dieses Konzert ein beständiges Vor und Zurück - unsereiner hätte ja spätestens beim zweiten "Passanten" die Geduld verloren und subtile Rache mittels Bühnenequipment geübt. Jetzt weiß ich auch warum der Herr sein Instrument slappte und keinen Bogen verwendete - nicht etwa weil das Slappen bei dieser Musikrichtung so üblich ist - sondern weil ihm anscheinend doch einmal bei ähnlichen Aktionen die Wurftauglichkeit eines Kontrabassbogens sehr gelegen gekommen sein musste. (Das ist natürlich eine böse Unterstellung!). Auch die übrigen Bandmitglieder zeichneten sich durch große Virtuosität aus. Beim Gitaristen zeigte sich das durch das Bespielen seiner Gitarre in allen möglichen Verrenkungen. So hielt er sein Instrument einmal hinter seinem Kopf und zupfte munter drauf los, ein anderes Mal verrenkte er sich selbst fast bis zum Gordischen Knoten. Derart akrobatische Glanzleistungen waren beim Schlagzeuger aus naheliegenden Gründen jedoch nicht möglich, zumindest was das Hinter-Kopf-Bespielen seines Instrumentes betrifft. Der Sänger, dessen Stimme gern mit der von Big Joe Turner verglichen wird, bewies nicht nur stimmlich sein Können, sondern steuerte zum Sound der Truppe auch noch einige Mundharmonikapassagen bei. Manche Lieder luden zum Tanzen und zum Mitstampfen, andere wieder zum genauen Lauschen ein, auch das Tempo der Lieder erwies sich als ebenso vielschichtig. Und einige Rock 'n' Roll Experten ließen es sich nicht nehmen, paarweise oder alleine im Zuschauerraum herumzuwirbeln. Neben dem Blues ließen die vier Herren auch den Swing wiederaufleben und präsentierten nebenbei ihr Album "Somebody Tell That Woman". Auch die Dauer des zweiteiligen Konzertes - mit einer kurzen Pause zum Kräftetanken der durchspielten Band bzw. der durchtanzten Zuschauer - ließ nichts zu wünschen übrig. Der Auftritt der Lazy Jumpers war also keineswegs nur würdiger Auftakt für ein Rockabilly Festival, sondern auch als Einzelkonzert auf jeden Fall einen Besuch wert. Bleibt zu hoffen, dass die Herren bald wieder den deutschsprachigen Raum unsicher machen!
Nach dem Konzert wurde dann noch zur Musik bis in den frühen oder auch späten Morgen weitergefeiert.

Marlies Staudacher

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