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Pulsschlag 180
Auf dem weitläufigen Gelände des VAZ in St. Pölten sind bereits Massen von Menschen unterwegs, pilgern, so wie wir, vom Parkplatz zur Ticketausgabe, von dort weiter zum Bänderumtausch, um dann rasch durch die Sicherheitssperre geschleust zu werden. Alles verläuft friedlich und schnell, die Securities scheinen gut geschult und sind leicht an ihren schwarzen Anzügen zu erkennen, was meines Erachtens echt edel rüberkommt. Gleich vorweg mal ein großes Lob für die perfekte Organisation an den Veranstalter.
Kurz nach 17:30 Uhr beginnt Mediengruppe Telekommander uns lautstark mit stakkatoartigem Gesang zu beschallen. Die Boxen müssen wohl mehrere Zigtausend Kilowatt an Leistung bringen, so dröhnt es in Ohren und Magen. Die Stimmung ist super, und mit Hits wie Loft oder Liebe, Mach das leiser und Ein kleiner Widerstand machen Gerald und Florian ihren Auftritt perfekt. Wir jubeln und grölen lautstark mit, denn so gehört sich das ja.
Endlich Zeit für das erste Bier. Natürlich aus der Kühlbox im Auto, denn der Preis für eine kleine Dose Heineken direkt auf dem Gelände ist doch recht happig. So gestärkt machen wir unsere erste Runde, um alles zu begutachten und sind erstaunt, ob des vielfältigen Angebots an diversen Attraktionen, wie Bungee-Jumping, AirBrush-Tattoos, T-Shirts, Taschen, Piercings und Gummistiefeln (wer zum Deibel trägt Gummistiefel?).
Rechtzeitig zu IAMX gibt’s das zweite Bier und wir platzieren uns genau in der Mitte der Bühne, etwa in Reihe fünf. Von Chris Corner erwarten wir eine schräge Gesichtsbemalung samt schrillem Outfit und werden nicht enttäuscht, tritt er doch in einer eng anliegenden Uniform vor sein Publikum. Überzeugend auch seine Mitstreiter, die ihm in Verrücktheit in nichts nachstehen und gemeinsam eine fulminante Show abliefern. Geschmälert wird das Vergnügen nur durch krachende und gar arg summende Boxen; ganz so war das sicher nicht geplant.
Auch die Indoor-Floors haben inzwischen ihre Pforten geöffnet und sind schon ziemlich gut besucht. Wir genehmigen uns erstmal etwas zu essen, denn bei den reichhaltigen Wohlgerüchen, kann niemand lange widerstehen. Es gibt von American Food bis hin zur asiatischen, italienischen und österreichischen Küche zu kosten, vielleicht ein bisschen teuer, aber gut allemal.
Inzwischen ist Santigold am Start, die mit ihrem Auftreten stark an Whitney Houston erinnert (goldfarbenes Jackett, Ganzkörperanzug mit Dollarnoten bedruckt, Frisur wie aus den 80ern). Aber das scheint auch schon alles zu sein, was diese beiden Damen verbindet, denn Santi hat auch live eine großartige Stimme und bringt uns professionell und mit viel Humor trotz Soundproblemen und anhaltendem Regen ganz schön ins Schwitzen. Vor allem beim Song Unstoppable kocht die Stimmung über und hält bis zum Schluss mit dem Tophit Creator an.
Wir flüchten ins Gebäudeinnere, da Faithless Allstars uns nicht gerade vom Hocker gerissen hat, und verbringen den Rest des Tages tanzend zu Elektronikbeats auf 5 verschiedenen Floors. Am heißesten ging es auf der Samsara Indoor Stage zu, wo nur der feinste Goa zu hören war. Kleiner Tipp am Rande: es wird ein Samsara-Festival in der altbewährten Burgruine Dobra geben (Sonnenklang lässt grüßen).
Die Good Morning Stage haben wir leider verpasst und auch für die Sunshine Stage waren wir zu spät dran. Immerhin die letzten menschlichen Töne von Bauchklang konnten wir noch erhören.
Aber eigentlich nur als kleine Einstimmung, denn unsere Aufmerksamkeit wird bald auf den lang ersehnten Auftritt des Superstars Skazi gelenkt. Normalerweise legt Asher Swissa auf großen Raves für zehntausende Tanzwillige auf, wir können uns jedoch glücklich schätzen ihn endlich live auf einem Festival im Herzen Niederösterreichs zu erleben. Skazi gibt uns nicht nur großartigen Psy-Trance auf die Ohren, sondern spielt dazu höchstpersönlich Metal-Gittare, was ob der äußeren Erscheinung (lange Haare, Tattoos, Piercings) authentisch rüberkommt.
Es folgt die britische Band Kosheen, die schon mehrere TopTen-Platzierungen in Europa aufweisen kann. Wie immer ist die Sängerin Sian Evans derart präsent auf der Bühne, wie selten jemand. Sie wirbelt in ihrem sehr eigenwilligen Kleid (oder doch ein um den Leib gewickelter Fallschirm?) mal hierhin, mal dahin, versucht sogar das Gerüst hinaufzuklettern und hat sichtlich Spaß dabei, uns nicht nur mit den großen Hits zu unterhalten. Tatkräftig unterstützt wird sie dabei sowohl von ihren langjährigen Bandkollegen, als auch von zwei kostümierten Artisten, die auf Stelzen die Bühne in eine Maskerade verwandeln und harmonisch in die Songs verwebt werden. Das Publikum ist zu Jubelstürmen hingerissen und wird als Zugabe mit dem Titel Catch belohnt.
Die Asian Dub Foundation hält die Massen weiter bei Tanzlaune, was auch bitter nötig ist, da die Temperaturen empfindlich unter die 20° C sinken.Als Hauptact des Abends ist ab 23:00 Uhr Paul van Dyk angesagt, der die nächsten zwei Stunden den Massen kräftig einheizt. Uns wird es dann doch ein wenig zu kalt und wir erfrischen unsere müden Glieder mit Pizza und Bier, um gestärkt für Benny Benassi zu sein. Wem das nicht gefällt, findet in den Hallen des VAZ sicher einen Floor, auf dem er sich zu Hause fühlt.
Alles in allem ein recht gelungener Start für ein neues Festival, das hoffentlich noch oft in St. Pölten stattfinden wird. Denn gerne sind wir auch 2010 wieder für Euch am Start!
Roman Macher
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