666 - Hell-O-Wien

Langsam doch leuchtend geht Wiens Sonne auf... Der Morgen bricht an und die Nacht in der die Toten unter den Lebenden wandeln ist vorbei. Und soeben haben wir das '666', Österreichs größte Gothic-Party, verlassen. Die Location war diesmal das Mautners, ein edler Gasthof in Wiens 11. Bezirk mit einem riesigen Gelände, eine Oase mitten in der Stadt. Das goldene Laub funkelte in der klaren Nacht, Horden von Menschen liefen ständig umher, immer auf der Suche nach der nächsten schönen Ecke. Dementsprechend lang waren auch die Schlangen an Kasse und Eingang, verschiedene Akzente und Sprachen zeugten von der Qualität der dargebotenen Musik. Und die Menge des international angereisten Publikums irrt selten.

Die Räumlichkeiten ließen uns sofort ein Gefühl von Geborgenheit verspüren, die dunklen Kellergewölbe bargen so einige Attraktionen. Ausgehöhlte Kürbisse sorgten für die schaurig-schöne Atmosphäre, das dezente Licht spiegelte sich im Nebel und in den von der Decke hängenden Spinnweben die stets an den Anlass des Abends erinnerten. Magisch zog uns die relativ preiswerte 'Fressmeile' mit drei Getränkeständen, Pizza- und Chipsecke an, ebenso die Verkaufstische mit Kleinkram, Kleidung, CDs und ähnlichen Dingen, die man eigentlich nicht braucht, aber immer schon mal besitzen wollte. Gleich daneben konnte man sich auf Holzbänken vom Kaufrausch erholen oder sich ins Getümmel der Tanzenden werfen. Auch die Toiletten verdienen definitiv eine Erwähnung: ein Meer von Lichtern erfreute die Schminkwilligen beiderlei Geschlechts.
Mehrere DJ-Größen legten auf drei Pulten in separaten Bereichen die verschiedenste Musik auf, ausnahmsweise nicht nur Standard-Gothic-Party-Songs, nein, auch andere Stile waren gelegentlich zu vernehmen! Dafür sorgte die erlesene Auswahl von DJs: Ronny Moorings (Clan Of Xymox), der am Pult die Coolness eines großen Stars ausstrahlte, der Wiener Szene-Liebling Thomas Rainer (Lâme Immortelle), der sich auch privat unter das Volk mischte, Dero (Oomph) und viele weitere - darunter auch Nachwuchs-DJs. Besonders Dero schien der Held des Hell-O-Wiens zu sein, ein Autogramm nach dem anderen wurde vom Oomph-hungrigen Publikum angefordert, ständig musste er für alle anwesenden Fotohandys posieren - und dazwischen noch seine besonders exquisite Auswahl von Musik auflegen (Prodigy - Breathe - hach). Dabei gab es auch keine Grenzen zu den Stars - die Security lauerte dezent im Hintergrund, Gäste auf der Bühne waren stets willkommen und wurden von den meisten DJs mit einem freundlichen Lächeln begrüßt. Selten erlebt man derart publikumsnahe Stars 'zum Anfassen'!

Am späteren Abend wurde es jedoch etwas eng um eine der Bühnen... Zwei höchst unterhaltsame Go-Gos eröffneten einen erschreckenden Einblick in die Dimensionen der weiblichen Problemzonen: mit Hütchen á la Madonna (in diesem Fall allerdings sehr hängende Hütchen...) und Galaxien von Ganzkörper-Cellulites peitschten sie die Menge auf und ab. Die fragwürdige Darbietung erhellte sogleich unsere Gemüter: die Frauen lachten, die Männer gafften.

Das eigentliche Highlight des Abends waren jedoch die Besucher selbst. Gemäß des Mottos 'kein Halloween ohne Schminke' war die Mehrheit der Anwesenden einige Sekunden des Innehaltens und Staunens wert. Menschen die direkt von einem Ball hätten kommen können tanzten im 3/4 Takt zu elektronischen Klängen, Maskenmänner beobachteten uns aus finsteren Ecken, bis hin zu makabren Gestalten mit Vampirzähnen. Dazu konnte man alle Facetten von Rot erblicken - falsches Blut klebte in Gesichtern, auf Hälsen, auf T-Shirts, auf nackter Haut, selbst in weißgepuderten Haaren.

Mit dem Ende der Nacht hat sich ein jeder zurück in seinen samtenen Sarg (oder seine gutbürgerliche Wohnung) verkrochen, mit uns allen die Erinnerung an gute Musik und das perfekte Halloween-Event.

Eva Fischer-Ankern

* Kommentare lesen/verfassen *
* E-Mail an den Autor * Eigenen Bericht schreiben * Zurück zur Auswahl *